Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (MDS) hat ein Internetportal entwickelt, auf dem Versicherte und Patienten sich über Nutzen und Risiken von Selbstzahlerleistungen informieren können. Rund 1,5 Milliarden Euro würden mittlerweile pro Jahr für die sogenannten Individuellen Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, ausgegeben, obwohl es sich dabei „vorrangig um wirtschaftliche Interessen von Ärzten und nicht um notwendige medizinische Leistungen für Kranke“ handele, so die Vorsitzende des Spitzenverbandes Doris Pfeiffer. Das neue Portal versetzte Versicherte in die Lage, auf der Grundlage empirisch-medizinischer Bewertungen eine Entscheidung zu treffen, sagte Pfeiffer gestern in Berlin. Zudem forderte sie eine 24-stündige Einwilligungssperrfrist für die IGeL in Arztpraxen, um Versicherten genügend Zeit zu geben, sich ein eigenes Urteil zu bilden und frei zu entscheiden.
Die Bewertungen des „IGeL-Monitors“ basiert laut MDS auf den Methoden der Evidenzbasierten Medizin, das heißt Mediziner und Experten recherchieren in medizinischen Datenbanken und werten die zusammengetragenen Informationen anschließend systematisch aus. Dabei werden Nutzen und Schaden einzelner Leistungen gegeneinander abgewogen und das Ergebnis in einem Gesamtfazit auf einer Skale von „positiv“ und „tendenziell positiv“ über „unklar“ bis zu „tendenziell negativ“ und „negativ“. Dabei war uns wichtig, dass für jedermann nachvollziehbar ist, wie wir zu unserer Nutzen-Schaden-Bilanz kommen“, sagte Projektleiterin Monika Lelgemann. Bisher seien 24 IGeL veröffentlicht, darunter häufig angebotene wie die Glaukom-Früherkennung oder die Akupunktur zur Spannungskopfschmerz-Prophylaxe.
Zusätzlich informiert der IGeL-Monitor darüber, welche Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen bei Beschwerden übernommen werden, für die der Arzt eine IGeL anbietet, und über die Preisspanne. Zudem wird Interessierten ein kurzer Einblick in die Entstehung der IGeL geboten, die Marketingtricks mancher Anbieter, die Rollen und Motive von Ärzten, Herstellern und anderen Akteuren sowie in die rechtlichen Fragen rund um die Selbstzahlerleistungen.
Zum IGeL-Monitor des MDS gelangen Sie hier.