Der Krankenstand ist nach aktuellen Zahlen der DAK 2011 auf ein neues 15-Jahres-Hoch gestiegen, von 3,4 Prozent im Vorjahr auf 3,6 Prozent. Auch der Anteil der psychischen Erkrankungen am Gesamtkrankenstand nahm erneut kräftig zu, von 12,1 auf 13,4 Prozent, was eine Verdoppelung in den vergangenen 15 Jahren bedeutet. DAK-Vorstandschef Herbert Rebscher mahnte aber, die Zahlen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels zu sehen. Dessen Auswirkungen zeigten sich bereits über alle Branchen hinweg. „Die Belegschaften sind schon heute durchschnittlich älter als vor zehn Jahren. Ältere Mitarbeiten sind seltener krank als Jüngere, dafür aber deutlich länger“, so Rebscher. Er rechnet in den kommenden Jahren mit einem beschleunigten Anstieg des Krankenstandes, wenn die Arbeitgeber nicht mit Präventionsprogrammen gegensteuerten.
Die gestern veröffentlichten Zahlen stammen aus dem DAK-Gesundheitsreport 2012, für den die Kasse die Krankschreibungen von 2,4 Millionen ihrer erwerbstätigen Versicherten ausgewertet hat. Den vollständigen Report als Download finden Sie auf der Website der DAK.
Im Branchenvergleich wiesen Bildung, Kultur und Medien mit 2,7 Prozent die niedrigsten, Öffentliche Verwaltung und Gesundheitswesen mit 4,2 respektive 4,1 Prozent die höchsten Krankenstände auf. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) äußerte sich besorgt und wertete die seit Jahren steigenden Ausfallzeiten durch Muskel- und Skeletterkrankungen einerseits sowie psychische Erkrankungen anderseits als unmittelbare Folgen chronischer Überlastung und schlechter Arbeitsbedingungen in den Pflegeberufen. „Einerseits wird allerorten der Pflegefachkräftemangel beklagt, andererseits werden die verbliebenen Fachkräfte durch Arbeitsverdichtung und immer höheres Arbeitstempo kontinuierlich verschlissen“, sagte DBfK-Referentin Johanna Knüppel in Berlin. Die einen retteten sich in die Teilzeit, um die eigenen Gesundheit zu schützen, andere verließen den Beruf oder gerieten auf direktem Weg in die Erwerbsunfähigkeit. „Wann werden endlich diese Alarmsignale an den verantwortlichen Stellen in Politik und Management wahrgenommen?“
Knüppel wies auf die zum Monatsbeginn gestartete Kampagne des DBfK „Tausche wichtigen gegen guten Arbeitsplatz“, mit der vor allem Pflegende motiviert werden sollten, sich nicht länger mit schlechten Arbeitsbedingungen abzufinden. Schwerpunktthema im Februar sind „Wertschätzung und Anerkennung“, ehe im März das „Gesundbleiben am Abeitsplatz“ im Fokus steht.