Die Zahl der durch ärztliche Behandlungsfehler oder fehlerhafte Medizinprodukte verursachten Todesfälle ist im Jahr 2010 sprunghaft angestiegen. Das berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen. 1.712 Patienten und damit beinahe 35 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor sind demnach ums Leben gekommen, weil Medizinprodukte nicht einwandfrei funktionierten, Komplikationen verursachten oder Medizinern Fehler unterliefen. Die Fälle in der letzten Kategorie seien besonders angestiegen, von 551 auf 944, und machten damit mehr als die Hälfte aller berichteten Fälle aus. Ein Viertel aller Todesfälle sei auf mangelnde Desinfektion zurückzuführen.
Patientenorganisationen gehen laut dem Bericht noch von deutlich höheren Zahlen aus, das Aktionsbündnis Patientensicherheit etwa von jährlich 17.000 Todesfällen infolge ärztlicher Behandlungsfehler. Im Januar hatten Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (beide FDP) den Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, dass die Rechte von Patienten erstmals zusammenfassen und stärken soll. Sie erhoffen sich davon mehr Transparenz und mehr rechtliche Sicherheit für Patienten und Mediziner. Konkret solle etwa das Informationsgefälle zwischen Arzt und Patient ausgeglichen werden, sodass Ärzte künftig besser und nach strengeren Auflagen informieren müssen und Patienten ihre Akten einsehen können. Die Krankenkassen wiederum werden verpflichtet, ihre Versicherten künftig stärker zu unterstützen und zu beraten, wenn der Verdacht auf einen Behandlungsfehler vorliegt. Zudem würden Beweiserleichterungen für Patienten, die in der juristischen Praxis bereits Routine seien, gesetzlich abgesichert, hieß es in einem Statement der beiden Minister.