Mit dem geplanten Stellenabbau am privatisierten Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) hat sich heute auch der Hessische Landtag befasst. Im Vorfeld hatte sich Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gestern im „Hessischen Rundfunk“ (HR) verärgert über die Informationspolitik des Betreibers gezeigt. Dass das Land als Anteilseigner aus der Zeitung von den Sanierungsplänen erfahren habe, sei „ganz schlecht gelaufen“. Nach Gesprächen mit der Rhön-Klinikum AG, der 95 Prozent der Anteile des Uniklinikums gehören, gehe er aber davon aus, dass die in der Öffentlichkeit diskutierte Zahl von 500 abzubauenden Stellen vom Tisch sein müsse.
Klinikumssprecher Frank Steibli sagte dem Sender, man habe nie von 500 abzubauenden Stellen gesprochen und wolle betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. „Das Ziel war von Anfang an so gesetzt, dass wird man auch hinbekommen.“ Es gehe aber um eine Kostenbelastung des Hauses in Höhe von zehn Millionen Euro, die bewältigt werden müsse. Auch Rhön-Vorstandschef Wolfgang Pföhler schloss nach Informationen des HR Abstriche an der „hochwertigen medizinischen Betreuung“ im Klinikum aus. Der Eindruck, es sollten 500 Mitarbeiter auf die Straße gesetzt werden, sei völlig falsch.
Die Betriebsratsvorsitzende des UKGM Bettina Böttcher nannte die Streichung weiterer Arbeitsplätze nach dem bereits erfolgten Stellenabbau in den vergangenen Jahren und der daraus folgenden Verdichtung der Arbeit „nicht mehr akzeptabel“. Die Opposition kritisierte erneut die 2006 erfolgte Privatisierung des Universitätsklinikums. Sie glaubt nicht, dass das Land und Ministerpräsident Bouffier mit der fünfprozentigen Beteiligung etwas gegen die wirtschaftlichen Interessen der Rhön-Klinikum AG ausrichten können.
Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) verteidigte die Privatisierung des Uniklinikums heute im Landtag als Erfolg. Ohne den Verkauf wäre ein ganzer Standort gefährdet gewesen. Als Modellprojekt stehe das UKGM außerordentlich gut da. Hinsichtlich der Sanierungspläne sagte sie, an den in der Öffentlichkeit diskutierten 500 Stellen, die gestrichen werden sollten, werde „nicht weiter festgehalten“.