Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) hat vor einer Verfestigung der hohen Defizitquoten im Land gewarnt. Im vergangenen Jahr hätten rund 60 Prozent der Krankenhäuser und nahezu 67 Prozent der Pflegeheime keinen positiven Jahresabschluss erzielt, bei den Rehabilitationseinrichtungen mehr als 76 Prozent keine Gewinne gemacht. Das geht aus dem 5. BWKG-Indikator hervor, einer halbjährlichen Befragung der Einrichtungen nach ihrer wirtschaftlichen und personellen Situation. Lediglich auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte und Ärzte habe sich eine leichte Entspannung abgezeichnet, allerdings auf insgesamt kritischem Niveau.
So rechneten im Frühjahr 61,6 Prozent der Häuser mit Schwierigkeiten bei der Besetzung freier ärztlicher Stellen, im Herbst vergangenen Jahres hatten dies noch 69,8 Prozent befürchtet. In den Reha-Einrichtungen fürchteten im Frühjahr 71,1 Prozent nicht genügend Mediziner für unbesetzte Stellen zu finden, nach 76,9 Prozent im Herbst 2011. Unverändert große Probleme hätten die Pflegeeinrichtungen: 80,8 Prozent rechneten auch aktuell noch mit Schwierigkeiten neues Personal einstellen zu können, lediglich ein Prozentpunkt weniger als ein halbes Jahr zuvor. Von den Krankenhäusern gehen 43,6 Prozent davon aus, dass sie unbesetzte Stellen in der Pflege nur schwer werden besetzen können, von den Reha-Einrichtungen 40,8 Prozent.
„Die Erwartungen für die kommenden Monate sind überaus pessimistisch“, sagte BWKG-Vorsitzender Thomas Reumann gestern in Stuttgart. Auch er forderte einen Ausgleich für die Kostensteigerungen im Tarifbereich, die sich in diesem Jahr auf 255 Millionen Euro beliefen. Demgegenüber stünden aber nur Vergütungsverbesserungen von 95 Millionen Euro. „Die Krankenhäuser stehen damit vor einem Finanzloch von mindestens 160 Millionen Euro.“ Eine Entlastung durch den Gesetzgeber hält Reumann für längst überfällig, zumal den Kliniken in Baden-Württemberg durch Sparauflagen allein in diesem Jahr rund 65 Millionen Euro entzogen würden. Wolle die Politik einen Personalabbau verhindern, müsse sie schnell handeln und in einem ersten Schritt die Kürzungen rückgängig machen und in einem zweiten Schritt die Tarifsteigerungen voll finanzieren.