Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat bessere Angebote und mehr Geld für die Versorgung und Betreuung Demenzkranker gefordert. Zahlreiche Untersuchungen und Modellversuche belegten, dass die Lebensqualität der Betroffenen durch kleinteilige und an eine vertraute Lebensumgebung anknüpfende Hilfestruktur deutlich gesteigert werden könne. „Wir müssen endlich dafür sorgen, dass die Realität der demografischen Entwicklung und die vorliegenden Erkenntnisse auch in unsere Politik und Pflegepraxis Einzug halten“, sagte Steffens gestern in Düsseldorf. „Und wir müssen hierfür endlich mehr Geld bereit stellen.“
Jüngste Prognosen der Weltgesundheitsorganisation gehen davon aus, dass sich die Zahl der an Demenz erkrankten Menschen bis 2030 weltweit nahezu verdoppelt, von 35,6 Millionen in 2010 auf dann 65,7 Millionen. Steffens plädierte dafür, anzuerkennen, dass Demenzerkrankungen für viele Menschen ein Teil des Lebens sein werde, ob als Betroffener oder Angehöriger. Diese Erkenntnis müsse gesellschaftlich endlich bewusst angenommen werden. Dass das Thema vielfach angstbesetzt sei, hat nach Steffens Meinung vor allem damit zu tun, dass kein ausreichendes Vertrauen in das deutsche Pflegesystem bestehe, Betroffenen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Während für eine bessere Kinderbetreuung und –bildung zu Recht Milliardenbeträge aufgewendet würden, werde hinsichtlich der Absicherung eines würdevollen Altwerdens um Kommastellen gestritten. Die Mehrheit der Menschen sei aber bereit, für die Gewissheit im Alter und auch bei Demenz gut versorgt zu sein, mehr Geld auszugeben. „Leider fehlt dem Bundesgesundheitsminister trotz dieser Bereitschaft der meisten Menschen der Mut, einen Reformentwurf vorzulegen, der gerade den Demenzkranken wirklich hilft“, so Steffens.