Der neue Vorsitzende der Geschäftsführung am Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM), Martin Menger, hat angekündigt, die Kritiker der Privatisierung des Uniklinikums künftig besser einbinden zu wollen. „Mein Beitrag als Geschäftsführer wird es sein, auf alle zuzugehen. Ich erhoffe mir die gleiche Offenheit von allen Beteiligten“, sagte Menger der „GesundheitsWirtschaft“. In der Vergangenheit hätten viele, die für sich in Anspruch nehmen, die Interessen der Klinik zu vertreten, nicht den direkten Kontakt zur Klinikumsleitung gesucht, sondern Positionen und Inhalte über die Medien gespielt. „Das will ich ändern“, sagte Menger, der Mitte April vom Aufsichtsrat zum Geschäftsführungsvorsitzenden bestellt worden war.
Einschätzungen, nach denen die Privatisierung des UKGM gescheitert sei, trat Menger entschieden entgegen: „Wir sind mit der Landesregierung einer Meinung, dass wir mit der Privatisierung eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben. Fusion und Privatisierung haben den Erhalt beider universitärer Standorte garantiert.“ Seit 2006 habe man sich an Zusagen gehalten und über 367 Millionen Euro investiert. Dabei seien beide Standorte erhalten geblieben, von denen einer von der Schließung bedroht war. „Man muss sich vor Augen führen, wie schwierig die Situation in 2006 war und dass das Land die Aufgaben nicht mehr hat schultern können und sich ganz bewusst für das Geschäftsmodell entschieden hat, bei dem aber auch immer klar war, dass Zinsen und Abschreibungen aus dem laufenden Betrieb zu erwirtschaften sind“, sagte Menger. „Wir haben mit unserer Umstrukturierungskompetenz ein Millionendefizit binnen weniger Jahre in ein positives wirtschaftliches Ergebnis gedreht und in gute Medizin und moderne Infrastruktur investiert“, unterstrich er. Dabei habe man Abstriche bei der Behandlungsqualität nicht hinnehmen wollen. „Die hochwertige medizinische Behandlung unserer Patienten steht im Mittelpunkt unseres Handelns, und wir haben immer gesagt, dass es hier keine Kompromisse geben wird.“
Tatsächlich hat das UKGM, das mit mehr als 9500 Mitarbeitern größter Arbeitgeber in Mittelhessen ist, heute mehr Beschäftigte als bei der Übernahme durch die Rhön Klinikum AG vor sechs Jahren. Ebenso sind die Patientenzahlen seit 2005 um 12,4 Prozent gestiegen. In den ersten drei Monaten diesen Jahres sind 8,4 Prozent mehr stationäre Patienten zum UKGM gekommen. Der damit verbundene medizinische Schweregrad ist gleichzeitig gestiegen, sodass die Case-Mix-Punkte 9,5 Prozent über dem Vorjahreszeitraum liegen. Diese Entwicklung brachte der UKGM-Leitung zuletzt die Kritik ein, die Privatisierung habe zu einer kaum mehr zu bewältigenden Arbeitsverdichtung geführt. Dem widersprach Martin Menger gegenüber der „GesundheitsWirtschaft“. „Der Wissenschaftsrat hat festgestellt, dass die Arbeitsverdichtung im UKGM der in anderen Universitätsklinika entspricht und nicht etwa auf die Privatisierung, sondern die Einführung der DRG zurückzuführen ist.“