Für 3,1 Mrd. Euro will der Bad Homburger Healthcare-Konzern Fresenius den Klinikkonzern Rhön AG übernehmen. Das machte Fresenius-Vorstandsvorsitzender Ulf Schneider während einer internationalen Analystenkonferenz am gestrigen Abend deutlich. Die Fresenius-Tochter Helios habe einen Marktanteil von vier Prozent. Wettbewerber Rhön komme ebenso auf vier Prozent. Es verdoppele sich also die „Market Power“, wie Schneider sagte. Mehr als 75 Prozent der gesamten deutschen Bevölkerung werde innerhalb einer Auto-Stunde Zugang zu einer Klinik des neuen Unternehmens Helios Rhön AG haben. Helios und Rhön-Klinikum gemeinsam erwirtschafteten mit 80.000 Mitarbeitern einen Umsatz von sechs Milliarden Euro. Die Analysten bewerteten das Übernahmeangebot überwiegend positiv.
Der Dax-Konzern Fresenius werde die Übernahme mit einem Kredit und einer Anleihe finanzieren, sagte Schneider.
Bereits im zweiten vollen Jahr soll sich die Transaktion positiv auf den Gewinn pro Aktie auswirken. Innerhalb der ersten zwölf Monate könne der dann mit Abstand größte Klinikkonzern Deutschlands durch den Zusammenschluss enorme Synergien in den Bereichen Verpflegung und Reinigungsdienstleistungen heben, sagte der Fresenius-Vorstandschef. In diesem Tempo will Schneider auch die gesamte Verwaltung und das Management verschmelzen. Das soll bereits nach einem Jahr abgeschlossen sein und weiter riesige Kostenvorteile sichern.
Fresenius bietet für jede Rhön-Aktie 22,50 Euro und damit 52 Prozent mehr als den Kurs vom vergangenen Dienstag. Nach Veröffentlichung des Transaktionsvorhabens gab der Fresenius-Kurs zunächst um mehr als sieben Prozent nach, holte den Verlust später aber wieder auf und schloss schließlich drei Prozent im Plus. Der Rhön-Kurs sprang nach vorübergehender Aussetzung der Notierung um 44 Prozent fast auf das Niveau des gebotenen Preises.
Auf die Frage eines US-Analysten, warum der Rhön-Vorstand keine Verkaufsempfehlung abgegeben habe, sagte Schneider, er habe sich mit Rhön-Gründer Eugen Münch geeinigt. Münch hält gemeinsam mit seiner Frau 12,45 Prozent an der Rhön-Klinikum AG und ist Aufsichtsratschef des Klinikkonzerns mit Stammsitz in Neustadt an der Saale. Er will dem Vernehmen nach auch den übrigen Aktionären die Annahme empfehlen. Die Transaktion soll aber nur stattfinden, wenn es Fresenius gelingt, 90 Prozent plus einer Aktie des gesamten Aktienkapitals zu erwerben. Insgesamt besitzen fünf Anteilseigner zwischen drei und zehn Prozent, 63,4 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. (tog)