Deutschlands Krankenhäuser sind nicht auf die Behandlung von Patienten mit Demenzerkrankung vorbereitet. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Geriaters der Universität Witten/Herdecke Ingo Füsgen und des Ärztlichen Direktors des St. Elisabeth-Krankenhauses in Velbert Dag Schütz. „Für diese Patienten mit kognitiven Störungen wird der Aufenthalt zu einer Einbahnstraße in ein Pflegeheim, weil die Untersuchungen und Behandlungen die Verwirrungen weiter steigern können“, sagt Füsgen. Zudem entstünden Krankenhäusern und Gesundheitssystem unnötige Kosten.
Frühere Forschungsergebnisse belegten, dass Patienten mit Demenzerscheinungen bis zu sieben Tage länger im Krankenhaus blieben. Die auf Fallpauschalen basierende Vergütung berücksichtige aber keine Demenzen. Füsgen und Schütz kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass rund 30 Prozent aller Klinikpatienten unter Hirnleistungsstörungen oder Demenz litten und rund 50 Prozent der älteren Patienten in geriatrischen Abteilungen.
„Die Krankenhäuser sind nicht auf diese Patientengruppe eingestellt“, sagt Füsgen. So werde davon ausgegangen, dass es sich vorwiegend um ein pflegerisches Problem handele. Tatsächliche sei aber die gesamte medizinische Diagnostik, Therapie und Frührehabilitation betroffen. Es könne von einer nicht bedarfsgerechten Versorgung der Patienten gesprochen werden, da weder Ärzte noch Pflegende ausreichend für den Umgang mit den verwirrten Patienten vorbereitet oder ausgebildet seien und so die Lage noch verschlimmerten. Die zusätzlich verwirrten Betroffenen müssten dann häufig ins Pflegeheim, was sowohl für Patienten und Angehörige schlimm sei als auch für die Gesellschaft, die die Kosten tragen müsse.
Füsgen fordert darum spezielle Weiterbildungen für Ärzte und Pflegekräfte, die Erfassung des Risikopotenzials schon bei der Aufnahme sowie Anpassungen in der Stellenausstattung und bei den Fallpauschalen.