Die Gewerkschaft Verdi hat den Streik an den Kliniken der Damp Gruppe heute in Kiel fortgesetzt. Wie eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte, haben Beschäftigte der Ostseeklinik mit Beginn der Frühschicht die Arbeit niedergelegt. Gestern war bereits die Hamburger Endo-Klinik bestreikt worden, nachdem auch ein kurzfristig anberaumtes Sondierungsgespräch zwischen Verdi und der Arbeitgeberseite am Mittwoch gescheitert war. Neue Gespräche soll es in der kommenden Woche geben.
Die Gewerkschaft fordert 7,5 Prozent oder mindestens 200 Euro mehr Monatslohn für die nichtärztlichen Beschäftigten der seit März zu Helios gehörenden Damp-Kliniken, einheitliche Jahressonderzahlungen sowie Arbeitsplatzgarantien für die Servicemitarbeiter. Wie Helios heute mitteilte, haben 1.000 Mitarbeiter der Zentralen Service Gesellschaft (ZSG) inzwischen aber erst einmal vorsorglich die Kündigung erhalten, weil Helios die Dienstleistungsverträge mit der ZSG aufgekündigt habe. Aufgrund der Streiks sei die Gesellschaft nicht mehr in der Lage, die vertraglich vereinbarten Leistungen zu erbringen, sodass die Versorgung der Kliniken und Einrichtungen nicht mehr sichergestellt sei. „Uns ist bewusst, dass dies ein tiefer Einschnitt für jeden einzelnen der betroffenen Mitarbeiter ist und wir bedauern dies zutiefst“, sagte Helios-Regionalgeschäftsführer Jörg Reschke. „Wir haben bis zuletzt versucht, in den Gesprächen mit Verdi eine Lösung zu finden, mit der dies hätte vermieden werden können.“ Die Gewerkschaft habe aber auf ihren unerfüllbaren Forderungen bestanden und sich zudem geweigert, die Streiks während der Verhandlungen auszusetzen. Aufgrund der gekündigten Dienstleistungsverträge könne nun nicht mehr sichergestellt werden, die Mitarbeiter der ZSG künftig weiter zu beschäftigen. Der Ausspruch der Kündigungen erfolge darum vorsorglich.
„Wir hoffen auf eine Lösung des Streikkonflikts bis Ende Juli. Wenn wir in dieser Zeit zu einer Einigung mit Verdi gelangen, werden wir die Situation neu bewerten und die Rücknahme der Kündigungen prüfen“, sagte Reschke. Nun werde die ZSG mit dem Betriebsrat einen freiwilligen Sozialplan aushandeln und sich dafür einsetzen, dass möglichst vielen Mitarbeitern ein neues Beschäftigungsverhältnis bei einem zukünftigen Dienstleister angeboten werden könne. Bereits in der kommenden Woche werde damit begonnen, über Perspektiven für betroffene Mitarbeiter zu informieren.
Verdi nannte die Kündigungen rechtswidrig und skandalös. Sie seien ohne Beteiligung des Betriebsrates ausgesprochen worden und zielten ausschließlich darauf, einen Streikverzicht zu erpressen. „Die Begründung ist an den Haaren herbeigezogen“, sagte Verdi-Bundesvorstand Ellen Paschke. Zudem sei der Vorgang gerade auch vor dem Hintergrund bemerkenswert, dass der neue Damp-Eigentümer Helios durch die geplante Fusion mit Rhön zum größten deutschen Klinikkonzern aufsteigen wolle. „Angesichts dieser verfassungswidrig und rechtsstaatlich bedenklichen Verhaltens sind die Aufsichtsbehörden in der Pflicht, die geplante Fusion kritisch zu überprüfen“, so Paschke.