Erste Ergebnisse einer gestern vorgestellten Prävalenz-Studie des an der Berliner Charité angesiedelten Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen deuten auf einen Anstieg in der Behandlung von Klinikpatienten mit Antibiotika hin. Im Vergleich zu einer früheren Studie aus dem Jahr 1994 habe sich die Zahl um gut ein Drittel auf 24 Prozent erhöht. Studienautorin Petra Gastmeier, Direktorin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité, äußerte aber Zweifel an einem Beweis für eine tatsächliche Zunahme. „Wir glauben vor allem, dass Patienten heute eine deutlich kürzere Verweildauer im Krankenhaus haben“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa die Medizinerin. Da Patienten früher auch nach Ende der Antibiotikabehandlung häufig noch einige Tage in der Klinik geblieben seien, müsse der nun ermittelte prozentuale Anstieg nicht die Zunahme in absoluten Zahlen bedeuten.
Die Zahl der Patienten mit nosokomialen, also in der Klinik erworbenen Infektionen lag mit 3,5 Prozent ungefähr auf gleichem Niveau wie 1994. Für die Untersuchung, die teil einer europaweiten Erhebung des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle und Prävention in Stockholm ist, wurden zwischen September und Dezember 2011 Daten in insgesamt 134 Kliniken gesammelt. Die jetzt ausgewertete Stichprobe umfasst 46 Krankenhäuser. Die vorläufigen Ergebnisse sind im Epidemiologischen Bulletin des Robert-Koch-Instituts (Ausgabe 26/2012) veröffentlicht. Die umfassende Auswertung der Studie ist noch in Arbeit.