Aufgrund der Finanzsituation der Gesetzlichen Krankenversicherung werden medizinische Leistungen früher oder später rationiert werden müssen. Das sagt der Direktor des Instituts für Gesundheits-System-Forschung Fritz Beske im Interview mit dem Branchenjournal „Die GesundheitsWirtschaft“ und fordert von der Politik, endlich offen über die Folgen von Überalterung, medizinischem Fortschritt und steigenden Gesundheitsausgaben zu diskutieren. Denn nichts sei schlimmer als eine stille, geheime und intransparente Rationierung.
Die derzeitigen Überschüsse von gesetzlichen Krankenkassen und Gesundheitsfonds hält Beske für eine vorübergehende Erscheinung. Schon in drei Jahren könne die Lage beginnen, akut zu werden. Zwar könne über das Erschließen von Leistungsreserven hier und da eingespart werden, die Milliardenbeträge, die benötigt würden, könnten so aber nicht generiert werden. „Wenn wir für den medizinischen Fortschritt einen – sehr moderaten – Ausgabenzuwachs von zwei Prozent pro Jahr ansetzen, dann liegt der Beitragssatz im Jahr 2050 bei 50 Prozent. Es ist klar, dass das niemand bezahlen wird“, rechnet Beske vor. Zumal Gesundheit mit anderen Bereichen, wie Bildung, Rente, Sicherheit und vielen weiteren, konkurrieren müsse, die sicher nicht auf ihre Gelder verzichten würden.
Folglich müsse sich die Gesetzliche Krankenversicherung künftig noch mehr aus sich selbst heraus finanzieren. „Und das bedeutet: Überdenkung des Leistungskatalogs, Rationierung und Priorisierung“, so Beske. Was wünschenswert sei, aber nicht mehr finanziert werden könne, müsse entweder mit Zuzahlungen belegt oder gänzlich aus dem Leistungskatalog herausgestrichen werden. Darüber entscheiden müsse die Politik. „Damit kann sie entweder warten, dann wird aber überstürzt gehandelt, der Leistungskatalog unvorbereitet reduziert, wie wir das zuletzt in Griechenland und Spanien sehen konnten.“ Oder sie könne eine vorausschauende Gesundheitspolitik betreiben. Gesetzesänderungen muss es Beskes Argumentation zufolge nicht unbedingt geben. In den Formulierungen des Sozialgesetzbuches V fände sich alles, was für Rationierung und Priorisierung gebraucht werde. Allein die Forderung nach einem sparsamen und wirtschaftlichen Umgang mit den Beiträgen werde 70 Mal genannt. Das Wort optimal hingegen sei kein einziges Mal zu finden.
Das ausführliche Interview mit Professor Beske finden Sie in der aktuellen Ausgabe von „Die GesundheitsWirtschaft“.