Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat vor einer Vereinheitlichung des deutschen Krankenversicherungssystems gewarnt. In einem heute veröffentlichten Interview mit der „Rheinischen Post“ bezeichnete er die von SPD und Grünen angestrebte Bürgerversicherung als „Turbo-Lader in die Zwei-Klassen-Medizin“, weil in einem solchen System den Menschen nicht verboten werden könne, sich zusätzlich abzusichern. Zugleich räumte er Reformbedarf für die Private Krankenversicherung (PKV) ein und empfahl den Anbietern, sich nicht zu sehr an die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) anzunähern.
„Die PKV in ihrer vollen Bandbreite ist nicht uneingeschränkt überlebensfähig“, sagte Montgomery der Zeitung. Das Geschäftsmodell müsse überprüft werden, er sei aber davon überzeugt, dass gerade der Wettbewerb zwischen GKV und PKV für die Qualität des deutschen Gesundheitssystems verantwortlich sei. Als Fehler bezeichnete der Ärztepräsident es, dass die PKV selbst hin und wieder vom Staat die gleichen Preisvorteile verlange, wie sie die gesetzlichen Kassen erhalten, gleichzeitig aber keine Freiheiten abgeben wollten. „Bei den Versicherungssystem gilt aber: Vollbart oder glatt rasiert. Deshalb warnen wir die PKV davor, den Weg der Gesetzlichen zu gehen. „ Je mehr die privaten sich den gesetzlichen Kassen annäherten, desto mehr müssten sie ertragen, dass der Staat zu einem Mitbestimmer und Aufsichtsführer werde.
Den gesetzlichen Kassen warf Montgomery in dem Interview erneut vor, eine Kampagne gegen die Ärzteschaft zu führen. Als Beispiele nannte er die Veröffentlichung einer unfertigen Studie über Korruption im Gesundheitswesen und die Einstellung eines ehemaligen Terroristenfahnders, der nun Ärzte jagen solle. Tatsache sei aber, dass es bei rund einer Milliarde Patient-Arzt-Kontakten pro Jahr sowie 18 Millionen Krankenhausfällen und 17 Millionen Operationen nur einen sehr geringen Abteil von Korruption gebe. „Ärzte sind nicht korrupt, auch wenn es hin und wieder Probleme gibt“, so Montgomery. Er rief die Kassen dazu auf, „die Kirche im Dorf“ zu lassen und den guten Partner Ärzteschaft nicht weiter zu verprellen.