Die AOK Nordost hat die umstrittenen neuen Vergütungssätze für die häusliche Krankenpflege in Mecklenburg-Vorpommern verteidigt. Die seit Wochen andauernden Proteste der Pflegedienste hätten die Kasse überrascht, da sich alle Beteiligten in der ersten Stufe des Schiedsverfahrens im September vergangenen Jahres noch auf das in den meisten Bundesländern bereits übliche Pauschalensystem geeinigt hätten und auch die jetzt in der Kritik stehenden Neuregelungen bei der Fahrtkostenerstattung unstrittig gewesen seien. „Heute will von den Verbänden keiner mehr etwas davon wissen“, sagte Hans-Joachim Fritzen, Geschäftsführer Pflege der AOK Nordost, der „Neubrandenburger Zeitung“. Zudem hätten sich die Forderungen der Anbieter letztlich auf 44 Prozent belaufen, statt der bei Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften üblichen vier Prozent.
„Schon jetzt sind in keinem anderen Bundesland die Ausgaben für die häusliche Krankenpflege so hoch wie in Mecklenburg-Vorpommern. Und nirgends sonst gibt es in diesem Bereich jährlich zweistellige Steigerungsraten“, sagte Fritzen. Dabei sei das nordöstlichste Bundesland in Sachen Demografie, Besiedlung und Versichertenstruktur durchaus mit Brandenburg oder Sachsen-Anhalt vergleichbar, wo die Ausgaben niedriger seien. „Die Kompensation fehlender sozialer Strukturen kann die Krankenversicherung nicht leisten.“ Hier sei die Politik gefordert, etwa über den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich generell nachzujustieren.
Auch die Kritik an den neuen Wegepauschalen wies Fritzen zurück. Um die medizinischen Leistungen zu stärken, werde die Abrechnung nach der neuen Regelung mehr auf die tatsächlichen Fahrten abgestellt. So erhielten Pflegedienste für die Fahrt zu mehreren Personen, die in einem Haus besucht würden, nur noch einmalig Geld. Auch dies sei noch im September Konsens zwischen den Verhandlungspartnern gewesen.