Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) prüft die Idee, einen Handel mit Zertifikaten nach dem Vorbild des CO²-Emissionshandels für planbare Operationen einzuführen. Das bestätigte Vizechef von Stackelberg dem „Handelsblatt“. Danach sollen Krankenhäuser die mehr Eingriffe durchführen als sie mit den Krankenkassen vereinbart haben, hierfür Zertifikate anderer Kliniken kaufen müssen, die ihr Leistungsbudget noch nicht ausgeschöpft haben. „Wir sollten das zumindest ernsthaft prüfen“, sagte auch der neue Chef der AOK Rheinland/Hamburg Günter Wältermann der Zeitung.
Erproben würden die Kassen den Zertifikatehandel dem Zeitungsbericht zufolge gerne bei Hüft- und Knie-OPs. Deren Zahl steigt hierzulande rasant und hat in den vergangenen Wochen wiederholt Anlass zu Kritik von Kassen und Gesundheitspolitikern gegeben. Viele der Eingriffe seien medizinisch nicht notwendig und würden eher ihrer Rentabilität wegen vorgenommen, so der konkrete Vorwurf. Dieser Mengendynamik soll der Zertifikatehandel den Reiz nehmen, indem die Kosten für die Zertifikate die Rendite des Eingriffs senken.
Auch der gesundheitspolitische Sprecher der Union Jens Spahn (CDU) sprach sich heute erneut für ein Einschreiten gegen überflüssige Operationen aus. Im ARD-„Morgenmagazin“ sagte er, die Politik müsse über eine Regulierung der Vergütungssysteme nachdenken, die derlei falsche Anreize setzten oder darüber, diese „gar ganz zu verbieten“.