Der Bremer Pflegewissenschaftler Stefan Görres hat sich erneut für eine stärkere Akademisierung der Pflege ausgesprochen. Studien zeigten „einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Qualität und Outcome“, sagte er in einem heute veröffentlichten Interview mit der „Ärzte Zeitung“. So sinke etwa die Zahl von Harnwegsinfektionen, Pneumonien oder Thrombosen mit dem Wissensstand der Pflegefachkräfte. Untersuchungen aus den USA belegten zudem, dass „zehn Prozent mehr Pflegeexpertinnen mit BA-Abschlüssen das Risiko, innerhalb von 30 Tagen im Hospital zu sterben, um rund fünf Prozent senken“.
In Deutschland hat sich der Wissenschaftsrat jüngst dafür ausgesprochen, dass künftig etwa zehn bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs einen akademischen Abschluss erlangen sollten. Zwar hat die Bundesärztekammer diesen Vorschlag zurückgewiesen, das oberste Gremium gebe aber nicht die Haltung aller Ärzte in Deutschland wider, so Görres. Zudem geht er davon aus, dass die ablehnende Haltung auch finanziell motiviert ist. Langfristig glaubt der Pflegewissenschaftler des Bremer Instituts für public health und Pflegeforschung aber, geht kein Weg an der stärkeren Akademisierung vorbei. „Das Wissen in der Pflege ist so stark gewachsen, dass es unmöglich in der dreijährigen Ausbildung noch Platz findet“, sagte er der Zeitung. Künftig würden darum die Krankenhäuser einen Wettbewerbsvorteil haben, die möglichst viele studierte Pflegekräfte beschäftigten.