Der Chef des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Jürgen Windeler steht Vorsorgeuntersuchungen eher skeptisch gegenüber. Zwar helfe es an Darmkrebs oder Gebärmutterhalskrebs erkrankten Menschen, wenn Tumore oder Vorstufen frühzeitig erkannt und behandelt würden. Bei Hautkrebs hingegen werde dies nicht durch überzeugende Studiendaten belegt, bei Brustkrebs gebe es mittlerweile trotz eines weit verbreiteten Glaubens an die Vorteile einer Früherkennung auch skeptische Ergebnisse, und gerade beim Prostata-Karzinom sei die Früherkennung gepaart mit einer aggressiven Behandlung problematisch. Patienten erlebten dann häufig nur die Begleit- und Folgeerscheinungen der Therapie, die mitunter überflüssig war, weil eine Krebserkrankung nie aufgetreten wäre.
Auch für eine verlängerte Lebenserwartung aufgrund von Früherkennungsprogrammen sieht Windeler keine Belege. So stürben von 1.000 Frauen ohne Früherkennung innerhalb eines Zeitraums von zehn Jahren etwa vier an Brustkrebs. Nähmen 1.000 Frauen regelmäßig am Mammografie-Screening teil, stürben drei von ihnen an Brustkrebs. Dieser Unterschied mache in der Gesamtsterblichkeit nicht viel aus. Gänzlich skeptisch steht der IQWiG-Chef hochspeziellen Untersuchungen wie Ganzkörper-MRT oder –CT gegenüber. „Von 100 Personen, die in ein MRT oder CT hineingehen, kommen 40 bis 50 mit auffälligen Befunden heraus, ohne dass jemand sagen könnte, was diese Befunde bedeuten. Solche Untersuchungen, die als Prävention verkauft werden, sind eigentlich verantwortungslos.“