Vertreter des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip), der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft (DGP), des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und der Dekanekonferenz Pflegewissenschaft haben sich in einem Offenen Brief an die deutschen Abgeordneten im Europäischen Parlament für die geplante Reform der EU-Richtlinie 2005/36/EG ausgesprochen. Dadurch würden unter anderem die Zugangsvoraussetzungen zur Pflegeausbildung von bislang zehn auf zwölf Jahre allgemeinbildende Schule oder einen vergleichbaren Abschluss angehoben. Demnächst beginnen in Brüssel die parlamentarischen Beratungen über den Entwurf für die Neufassung der Richtlinie.
Die Autoren begrüßen in ihrer Stellungnahme den Reformansatz und fordern eine zeitnahe Umsetzung der neuen Zugangsvoraussetzungen zur Pflegeausbildung in Deutschland. Die internationale Studienlage weise auf Zusammenhänge zwischen der Qualifikation des Pflegepersonals und der Qualität der Versorgung hin. Wo ein besonders guter Personalmix bestehe, seien die Risiken für die Patienten geringer. Falsch und gefährlich sei hingegen das Hauptargument der Reformgegner hierzulande, dass die Anhebung den Fachkräftemangel in der Pflege noch verstärken werde. Vielmehr seien die dünne Personaldecke und der Nachwuchsmangel auch auf Fehler und Versäumnisse der Politik zurückzuführen und nur durch eine entschiedene Aufwertung des Berufs, mehr und bessere Aus- und Weiterbildung sowie bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Vergütungen in den Griff zu bekommen. Dazu gehöre auch die Anhebung der Zulassungsvoraussetzungen wie dies bereits in 24 der 27 EU-Mitgliedsstaaten vollzogen worden sei. Geschehe dies nicht, befürchten die Verfasser, dass der Pflegestandort Deutschland weiter zurückfallen werde und Patienten wie Pflegebedürftige Schaden nehmen könnten.