Trotz der anhaltenden politischen Debatte über Prämienausschüttungen oder die Abschaffung der Praxisgebühr will die Mehrheit der Bundesbürger die Milliardenreserven in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) offenbar lieber zur Verbesserung des Leistungsangebots investiert oder für die Zukunft zurückgelegt sehen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Kantar Health im Auftrag der Betriebskrankenkassen (BKK). „Wir waren überrascht, dass sich die befragten Bundesbürger von den derzeit durch alle Medien gehenden ‚Schnellschüssen‘ kaum beeindrucken ließen“, sagte der Geschäftsführer des BKK-Bundesverbandes Heinz Kaltenbach gestern in Berlin. Viel wichtiger als die Abschaffung der Praxisgebühr sei ihnen die gute medizinische Versorgung schwer Erkrankter und chronisch Kranker.
In der repräsentativen Umfrage sprachen sich 74 Prozent der Deutschen dafür aus, einen realistischen Überschuss von 60 Euro pro Versichertem im Gesundheitssystem zu belassen. 31 Prozent wollen, dass mit dem Geld Rücklagen gebildet werden, 43 Prozent würden Investitionen in die Verbesserung des Gesundheitssystems bevorzugen, etwa durch Leistungserweiterungen (27 Prozent) oder bessere Angebote für spezielle Bevölkerungsgruppen wie chronisch Kranke, in der Altenpflege oder der Kinder- und Jugendgesundheit (22 Prozent). Lediglich 20 Prozent sprachen sich für eine Prämienausschüttung aus, sogar nur elf Prozent dafür, dass aufgrund der Überschüsse die Praxisgebühr gestrichen wird.