Das BAB Institut für betriebswirtschaftliche und arbeitsorientierte Beratung hat der defizitären Oberschwabenklinik (OSK) in einem Gutachten die Aufgabe des Standorts Isny und die Schließung des akutstationären Standorts Leutkirch zugunsten eines MVZ mit Notfallpraxis empfohlen. Ergänzend müssten die übrigen Standorte schwerpunktbezogen ausgerichtet, hinsichtlich der Leistungen konzentriert und der Portfolios fokussiert werden. Allein das Heben sämtlicher Optimierungspotenziale in diversen Bereichen könne die strukturelle Ergebnislücke von aktuell 11,9 Millionen Euro und bis 2017 voraussichtlich 21 Millionen Euro nicht vollständig schließen, sodass eine Lücke zwischen 3,6 und 6,6 Millionen Euro bestehen bleibe.
Zwar spielt BAB in dem Gutachten auch zwei weitere Szenarien durch, in denen lediglich ein oder kein Standort geschlossen wird. Unter dem Strich ergebe sich so aber entweder nur ein geringfügig positiver oder gar ein negativer ökonomischer Effekt. Das Szenario mit nur noch vier statt sechs Standorten begegne den Herausforderungen der Zukunft am besten, heißt es in einer Zusammenfassung des Instituts. Den positiven ökonomischen Effekt beziffern die Berater mit rund 1,3 Millionen Euro. Die übrige Ergebnislücke müsse durch weitere Maßnahmen gedeckt werden, beispielsweise kurzfristig zu leistende Zahlungen der Gesellschafter, Beschäftigten und Kostenträger.
Eine denkbare Alternative ist für die Berater von BAB eine Lösung über den Verbund der OSK hinaus durch die Suche nach Kooperationspartnern im oder außerhalb des Landkreises, den Ausbau eines sektorenübergreifenden Netzwerks mit stationären und ambulanten sowie etwa auch psychiatrischen Leistungen oder Leistungen des zweiten Gesundheitsmarktes. Auch die Gewinnung von Partnern der Gesundheitswirtschaft und Investoren, um innovative Projekte auch baulicher Art entwickeln zu können wäre ein Gestaltungsparameter einer solchen vierten Option. Sie könne Lösungen ermöglichen, die die OSK allein nicht sinnvoll medizinisch und ökonomisch gewährleisten könne.
Die OSK wies 2011 ein Defizit von acht Millionen Euro auf. Für das laufende Jahr wird ein Verlust von zehn Millionen Euro erwartet. Im September und Oktober soll das Gutachten nun in mehreren Dialogveranstaltungen Mitarbeitern, Betriebsräten und Öffentlichkeit erläutert werden. Dabei sollen gleichzeitig auch die Einschätzungen und Ideen der Mitarbeiter und Betroffenen gesammelt und später den Beschlussgremien zur Verfügung gestellt werden.