Die Bewohner deutscher Pflegeheime werden mit zunehmendem Alter immer schlechter mit Heilmitteln versorgt. Das ist ein Ergebnis des gestern vorgestellten Heil- und Hilfsmittelreports 2012 der Barmer GEK. Insgesamt erhielten gerade einmal 36 Prozent der Heimbewohner Physiotherapien und nur fünf Prozent Ergotherapien. Besonders alarmierend sei aber, dass die Behandlungen mit steigendem Alter abnähmen. So sinke der Anteil von Physiotherapie-Verordnungen von 40 Prozent in der Gruppe der 65- bis 74-Jährigen auf 31 Prozent bei den über 85-Jährigen und der Anteil von Ergotherapie-Verordnungen von elf auf 2,5 Prozent in denselben Altersgruppen.
Auch unter Demenzpatienten, die von einer körperlichen Aktivierung profitieren könnten, blieb der Verordnungsanteil im Berichtszeitraum von zwei Jahren konstant niedrig. Ambulant erhielten lediglich ein Viertel Physio-, nur fünf Prozent Ergotherapien, stationär waren es 21 bis 23 Prozent sowie drei Prozent.
Dennoch stiegen die Aufwendungen für Heilmittel laut dem Bericht im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro, die Ausgaben für Hilfsmittel um 4,7 Prozent auf insgesamt 6,3 Milliarden Euro. Barmer GEK-Vize Rolf-Ulrich Schlenker sprach gestern von einem Wachstumsmarkt erster Güte, forderte aber zugleich mehr Transparenz und medizinische Evidenz. „Denn trotz einer insgesamt guten Versorgungslage gerät der Einsatz von Heil- und Hilfsmitteln noch oft zum wohlgemeinten therapeutischen Streuschuss“, sagte Schlenker gestern in Berlin bei der Vorstellung des Berichts.