Der Vorstand der Berliner Charité Matthias Scheller hat den Renditedruck in privat geführten Krankenhäusern kritisiert. „Wenn wir über Qualität reden, spielt es eine Rolle, ob die Klinik ihren gewinn für sich selbst nutzen kann oder auch noch Aktionäre profitieren wollen“, sagte er im Interview mit der „WirtschaftsWoche“. Die Aktionäre börsennotierter Klinikketten erwarteten von den Unternehmen jährliche Umsatzrenditen von bis zu zehn Prozent. Für realistisch und auch notwendig hält Scheller in Krankenhäusern drei bis fünf Prozent, denn Medizin, Wissenschaft und Ökonomie seien ein Dreiklang. „Leidet die Wirtschaftlichkeit, leidet die Qualität.“ Aber höhere Qualität koste auch. „Und das kann man nicht nur durch Einsparungen im Einkauf oder beim Personal wieder reinholen“, so Scheller.
In Richtung der Politik forderte er eine Reform der Klinikfinanzierung. So müssten sich etwa die Gehaltserhöhungen für Ärzte und Pflegende in den Preisen wiederfinden, die von den Krankenkassen erstattet würden. Allein in diesem Jahr gebe es Tarifsteigerungen von drei Prozent bei einem gleichzeitigen Anstieg der Kostenpauschalen von nur 0,5 Prozent. „Also müssten wir 2,5 Prozent Gehaltsplus einsparen, indem wir einzelne defizitäre Fachkliniken schließen und, wo medizinisch möglich, die Verweildauer der Kranken verkürzen.“ Noch ginge der Finanzdruck in den Kliniken nicht zulasten der Patienten. „Aber wir müssen sicherstellen, auch in Zukunft national und international konkurrenzfähig zu bleiben“, so Scheller.