Die mittelständischen Pharma-Unternehmen in Norddeutschland befürchten einstimmig, dass wachsende Bürokratie ihnen die Luft zum Atmen nimmt. Auflagen, Richtlinien und Verordnungen hätten ein Ausmaß erreicht, das die weitere Entwicklung der Firmen massiv beeinträchtige, meinten sämtliche befragten Unternehmen in einer am Sonntag veröffentlichten Umfrage ihres Branchenverbandes ChemieNord. Die Kosten für bürokratische Auflagen hätten sich in den vergangenen zehn Jahren bei den Unternehmen verdoppelt, oft auch verdreifacht. Die Entwicklung werde sich fortsetzen, meinen 100 Prozent der Unternehmen.
Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, erhalten die Firmen Rückendeckung von der Gewerkschaft IG BCE. „Die derzeitige Vielzahl an bürokratischen Auflagen behindert zunehmend Innovationen und gefährdet damit die Wettbewerbsfähigkeit der Branche“, sagte Landesbezirksleiter Ralf Becker. Um im Gesundheitswesen mehr Transparenz herzustellen und Bürokratie abbauen zu können, müssten die politischen Akteure endlich den Dialog mit dem Mittelstand suchen. Jochen Wilkens, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes, erklärte, das zunehmend undurchschaubare komplexe Geflecht an gesetzlichen Auflagen werde zu einer existenziellen Bedrohung. Im Pharmabereich sei viel zu wenig passiert, um Bürokratie abzubauen.
In Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben derzeit 36 mittelständische Pharmaunternehmen ihren Sitz. Sie beschäftigen mehr als 7000 Mitarbeiter und erzielen einen Umsatz von gut zwei Milliarden Euro.