Das Münchener Institut für Gesundheitsökonomik (IfG) hat im Auftrag des Dachverbandes der bayerischen Wirtschaft (vbw) einen Maßnahmenkatalog zur Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitswesens erarbeitet. Das sei zwar qualitativ gut und werde allen Prognosen zufolge überproportional wachsen, die Strukturen seien den damit verbundenen Herausforderungen und den demografischen Entwicklungen aber nicht gewachsen. Die rund 40 Maßnahmen des „Kompass Gesundheitspolitik“, die sich an den bewährten Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft orientierten, sollen das ändern - und zudem ein Einsparpotenzial von rund 19 Milliarden Euro offenbaren.
Das Hauptaugenmerk der Autoren des „Kompass“ liegt auf der Finanzierung, die langfristig nur mit einem Systemwechsel und mehr Selbstverantwortung zu sichern sei. Dazu müssten etwa die Krankenkassen ihre Beitragsautonomie zurückerhalten und über eine kassenspezifische, regionalisierte Gesundheitsprämie mehr unternehmerische Gestaltungsspielräume gewinnen. Zugleich müsse auch der Missbrauch der Sozialversicherung als Umverteilungsinstrument beendet und das Umlageverfahren um generationengerechte Rücklagen erweitert werden. Auf der Leistungsseite soll über sozial abgefederte prozentuale Eigenbeteiligungen, aber auch über die Veröffentlichung von Preisen und Leistungsqualität ein besseres Preis-Leistungs-Denken der Versicherten etabliert werden. Die Überforderung Einzelner soll ein steuerfinanzierter Sozialausgleich verhindern, der sämtliche Einkünfte eines Haushalts berücksichtigen müsse.
Mehr Selbstbestimmung sehen die IfG-Experten auch für Krankenhäuser und Ärzte vor: Sie sollen eigenverantwortlich planen können und vor allem kommunale Häuser weniger dem Einfluss der Politik unterliegen. Die Vertragsfreiheit im ambulant-ärztlichen Bereich müsse durch mehr Wahlfreiheit der Patienten und eine Ausdehnung der Selektiv- und Individualverträge gestärkt werden.