In deutschen Krankenhäusern wird nicht nur immer mehr operiert, sondern vor allem immer hochpreisiger. Das geht aus dem aktuellen Krankenhausreport der AOK hervor, der Ende dieser Woche offiziell vorgestellt werden soll. Wie der Vorstand des Bundesverbands der Allgemeinen Ortskrankenkassen Uwe Deh dem Magazin „Der Spiegel“ vorab sagte, werde mittlerweile fast jeder vierte Deutsche operiert, wobei speziell die Eingriffe zunähmen, die besonders gut vergütet würden. 18,3 Millionen Klinikbehandlungen gebe es in Deutschland pro Jahr, die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt erklärten aber nur ein Drittel der Zunahme. „Zwei Drittel sind nicht medizinisch erklärbar“, so Deh. Der Report, für den mehr als 45 Millionen Patientendaten ausgewertet wurden, offenbare, dass viele Operationen nur gemacht würden, damit die Krankenhäuser Geld verdienten. „Patienten in Deutschland können sich nicht mehr sicher sein, dass sie ausschließlich aus medizinischen Gründen behandelt werden“, sagte Deh.
Der Vorwurf des AOK-Bundesverbandes ist nicht neu. Ende Mai war eine Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung im Auftrag des Spitzenverbandes der gesetzlichen Kassen zu ganz ähnlichen Ergebnissen gekommen. „Vieles deutet darauf hin, dass in den Kliniken aufgrund ökonomischer Anreize medizinisch nicht notwendige Leistungen erbracht werden", hatte Verbandsvize Johann-Magnus von Stackelberg seinerzeit gesagt. Schon damals hatte auch Deh sich geäußert und unter anderem neue Anreize in der Vergütung stationärer Leistungen gefordert. „Je stärker Kliniken aufgrund von Überkapazitäten unter wirtschaftlichem Druck stehen, desto größer ist auch der Anreiz aufgrund eines rein wirtschaftlichen Kalküls zu operieren.“