Der private Klinikbetreiber Helios veröffentlicht ab sofort die Daten zur Keimbelastung in seinen 43 Akutkrankenhäusern. Seit heute können Bürger, Patienten und einweisende Ärzte auf der Unternehmenswebseite nachlesen, wie oft die 17 wichtigsten infektionsrelevanten Erreger in den ersten sechs Monaten des Jahres 2012 vorkamen, im Frühjahr kommenden Jahres sollen die Daten des Gesamtjahres 2012 folgen. Vorstandschef Francesco De Meo begründete den Schritt damit, einen positiven Druck zur Verbesserung aufzubauen. „Unsere Kliniken haben einen Anreiz, sich anzustrengen, falls andere Häuser besser sind. Und das steigert die Qualität insgesamt“, sagte er der Zeitung „Die Welt“.
Eine Verpflichtung zur Offenlegung der Daten durch die Politik lehnte De Meo ab. Zwangsregelungen seien eher kontraproduktiv. „Was wir brauchen, ist eine neue Kultur, in der keiner Angst davor hat, sich zu Fehlern zu bekennen.“ Dazu müssten vor allem Mitarbeiter verstehen, wie existenziell Hygiene ist, auch und gerade wenn es hektisch zugehe. „Wenn es irgendwo piept, eilen Ärzte und Schwestern vom einen Patienten sofort zum anderen. Sie müssen lernen, dass es das wichtigste ist, erst einmal die Hände zu desinfizieren“, so De Meo. Strukturdiskussionen, wie sie die Politik gewöhnlich führe, halfen bei diesem Lernprozess nicht weiter. Stattdessen sieht der Helios-Chef es als Aufgabe der Krankenhäuser, der Politik zu zeigen, wie Hygiene im Klinikalltag effizient ablaufen müsse.
Die Einrichtung einer nationalen Aufsichtsbehörde, die über die Einhaltung von Qualitätsstandards wacht, wie sie SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach vergangene Woche vorgeschlagen hatte, hält De Meo für wenig sinnvoll. „Das Geld, das in den Aufbau einer solchen Behörde fließen würde, kann besser investiert werden.“ Wichtiger sei, dass einheitliche Qualitätsparameter definiert würden, an denen die Krankenhäuser sich messen könnten. „Wenn wir die haben, spricht ja nichts dagegen, dass andere Organisationen die Vergleiche herstellen – wie es etwa die Stiftung Warentest schon seit Jahren in allen erdenklichen Bereichen praktiziert.“
Die ab heute von Helios veröffentlichten Daten zu den 17 häufigsten infektionsrelevanten Erregern werden wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben seit Jahresbeginn täglich routinemäßig erfasst und dokumentiert.