Die Kritik am Krankenhausreport der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) reißt nicht ab: Gestern wies auch der Klinikverbund Hessen die vergangene Woche offiziell vorgestellten Ergebnisse des Reports zurück, wonach die Zunahme der Operationen nicht allein mit medizinischen Gründen erklärbar sei, sondern zu gut einem Drittel auch auf rein wirtschaftlichen Beweggründen basiere. Er vermutet hinter der Studie eine gezielte Kampagne, um von den Milliardenüberschüssen der Krankenkassen abzulenken und Einfluss auf die Politik auszuüben. Dass mit solchen Untersuchungen die Bevölkerung massiv verunsichert werde, um deren Wohl es den Kassen doch vermeintlich gehe, sei unverantwortlich und müsse sofort aufhören, sagte Arist Hartjes, Geschäftsführer des Verbundes, der 34 Akut- und Rehabilitationskliniken in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft zählt.
Der Anstieg der Operationen stehe außer Frage, sei aber neben der demografischen Entwicklung und dem medizinischen Fortschritt vor allem dem gestiegenen Anspruch der Patienten geschuldet. „Der Patient von heute informiert sich. Er weiß um die Möglichkeiten der modernen Medizin und fordert sie ein“, so Hartjes. Gerade Pateinten im fortgeschrittenen Alter wollten, dass ihnen geholfen und ihre Lebensqualität erhalten werde, gegebenenfalls auch im Rahmen einer stationären Behandlung. Vom Verhalten der AOK zeigte der Klinikverbund sich überrascht. „Die Verantwortlichen erwecken den Anschein, als hätten sie von dem Anstieg an Operationen nichts gewusst.“ Richtig sei aber vielmehr, dass die Kassen mit der Kostenübernahme den von der AOK genannten planbaren Leistungen zustimmten. Erkenntnisse, dass unnötige oder falsch motivierte Eingriffe vorgenommen würden, hätten sie trotz der Prüfungen durch sie selbst und ihre Medizinischen Dienste bislang nicht mitgeteilt.
Ähnlich hatten seit Bekanntwerden des Krankenhausreports auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft, der Verband der Krankenhausdirektoren und zuletzt der Verband der niedergelassenen Operateure und Anästhesisten argumentiert.