Mitten in den Schlagabtausch von Krankenkassen und Krankenhäusern über die Gründe für die Mengensteigerungen hinein hat sich nun ein weiterer Verband niedergelassener Orthopäden zu Wort gemeldet. Aus Sicht des orthonet NRW ist der Vorwurf der Kassen, die Kliniken operierten vor allem aus wirtschaftlichen Gründen mehr als früher, zwar begründet, greift aber zu kurz und dient auch dazu, über eigenes Fehlverhalten hinwegzutäuschen. „Die Wurzel allen Übels liegt vielmehr darin, dass Orthopäden von Kassenseite nicht einmal läppische sieben Euro pro Patient im Monat für ambulante medizinische Leistungen zur Verfügung stehen“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Netzwerks Ulrich Reinecke.
Zwischen 2005 und 2010 sei allein die Zahl der Wirbelsäulenoperationen um mehr als das Doppelte angestiegen. Eine einzelne Wirbelsäulenversteifungs-OP aber koste mit 12.000 Euro etwa so viel wie 100 Jahre ambulante orthopädische Behandlung, rechnet das Netzwerk vor. Mit Rahmenbedingungen, die eine angemessene konservative Therapie zuließen, könne der bedenkliche Trend zu mehr Eingriffen aus Sicht der niedergelassenen Mediziner gestoppt und viel Geld gespart werden. Gleiches gelte auch für die Kostensteigerungen bei Heil- und Hilfsmitteln, wo eine Vergütung für vergleichsweise günstige, in der Praxis gefertigte, Schienen und Verbände nicht mehr vorgesehen sei und auch bei kurzer Tragezeit stattdessen die Rezeptierung teurer Alternativen die Regel sei. Die Zunahme orthopädischer Eingriffe sei darum vor allem der Vernachlässigung ambulant tätiger Orthopäden geschuldet und somit ein hausgemachtes Problem. „Es ist an der Zeit, die ökonomischen Anreize zum Wohle der Patienten wieder mehr in Richtung ambulante und vor allem sinnvolle Versorgung zu verlagern“, so Reinecke.