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Die jüngsten Skandale in Göttingen, Regensburg, München und Leipzig um Organtransplantationen haben die Diskussion über das Transplantationssystem neue befeuert. Veränderungen werden gefordert, doch die Meinungen dazu gehen auseinander. Patientenschützer fordern weniger OP-Zentren. Wie die Nachrichtenagentur dpa meldet, sprechen sie sich dafür aus, die Zahl der 47 Transplantationszentren in Deutschland zu halbieren. Auch der medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Günter Kirste sieht Handlungsbedarf. Die Affären schmälerten die Spendenbereitschaft in Deutschland. Wichtig sei es nun, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.
Der Bundesverband der Organtransplantierten (BDO) spricht sich gegen eine drastische Reduzierung der Zahl der Transplantationszentren. „Dies ist nicht im Interesse der Patienten, die oft monatelang fern von Familie und Wohnort in einer Klinik auf ein geeignetes Spenderorgan warten müssen“, erklärte der Verband in einer Pressemitteilung. Wenn die Zahl der transplantierende Kliniken sinke, nehme die Distanz zur Heimat zu - und auch Fahrten zu den Nachsorge-Terminen würden sich verlängern.
Die Auslastung der Transplantationszentren funktioniere nicht, sagte dagegen Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz, gegenüber dpa. Deswegen gebe es einen Konkurrenzkampf und einen Wettbewerb, der in diesem sensiblen Bereich fehl am Platze sei. Brysch befürwortet eine Reduktion der Transplantationseinrichtungen: „Mit gut 20 Zentren kommen wir sehr gut hin. Patienten müssen ja nicht wohnortnah transplantiert werden, sondern qualifiziert.» Weniger Zentren ließen sich auch leichter kontrollieren. Dazu bedürfe es einer staatlichen Behörde.
Der BDO sieht dagegen nur eine Lösung, um Manipulationen künftig zu vermeiden: Die Zahl der Organspenden in Deutschland müsse steigen.
Die neue Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Brandenburgs Ressortchefin Anita Tack (Linke),
erklärte, dass die Entdeckung der Mauscheleien in Leipzig das Ergebnis der im August 2012 in Kraft getretenen Änderung des Transplantationsgesetzes sei. Jetzt müsse über Transparenz im System die Bereitschaft zur Organspende wieder gefördert werden. „Der Verdacht von Machenschaften und Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe lebenswichtiger Organe darf erst gar nicht aufkommen“, sagte Tack.
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe befürchtet infolge des neuen Organspenden-Skandals schweren Schaden für Patienten: „Das ist ein harter Schlag gegen alle Bemühungen, Menschen zur Organspende zu ermutigen. Solche Vorfälle zerstören Vertrauen in die Transplantationsmedizin.“
Der europäische Organ-Vermittler Eurotransplant bestätigt diese Befürchtung. Die Bereitschaft zur Organspende in Deutschland sei stark zurückgegangen. 2012 seien mehr als zehn Prozent weniger Organe aus Deutschland gemeldet worden. Die Stiftung vermutet einen Zusammenhang mit den negativen Ereignissen in Deutschland.
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