Die Europäische Organisation für Pflegespezialisten (ESNO) hat ein Petitionsverfahren im Europäischen Parlament initiiert, um die Pläne der EU-Kommission zu stützen, künftig europaweit einheitlich eine zwölfjährige allgemeine Schulbildung zur Voraussetzung für eine Pflegeausbildung zu machen. Dringend werden die Parlamentarier in der Petition aufgerufen, alle Änderungen, die eine allgemeine Schulbildung von lediglich zehn Jahren propagieren, abzulehnen.
Für eben diese Änderung setzt sich unter anderem die deutsche Bundesregierung ein, die eine Verstärkung des bereits herrschenden Fachkräftemangels fürchtet, wenn Haupt- und Realschüler künftig nicht mehr automatisch zur Pflegeausbildung zugelassen würden. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ist darum nach einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ in diesen Tagen nach Brüssel gereist, um für die deutsche Forderung zu werben, nicht auf den vorgeschlagenen zwölf Jahren zu beharren. „Wir haben schon heute einen Fachkräftemangel“, zitiert die Zeitung Bahr. „Wir hätten sonst einen Notstand.“
Die ESNO hingegen verweist auf stark erhöhte Anforderungen an professionelle Gesundheitspfleger durch immer komplexere Pflegesituationen infolge des demografischen Wandels und zunehmender Multiorgan-Erkrankungen. „Um die notwendigen Fähigkeiten und Fertigkeiten für die Praxis erwerben zu können, erfordert der Pflegeberuf erweiterte Kenntnisse in den Naturwissenschaften und verwandter Disziplinen“, heißt es im Petitionsaufruf. Genau wie die Ärzteschaft stelle auch die professionelle Pflege ihre Kompetenzen in den Mittelpunkt, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Eine Herabstufung der Zugangsvoraussetzungen für die Ausbildung von zwölf Jahren, wie es in der überwiegenden Mehrheit der Länder bereits Standard sei, auf lediglich zehn Jahre, wie es in zwei Ländern praktiziert werde, setze die bestehende Versorgungsqualität aufs Spiel.