Die Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie (DGGPP) hat vor dem erhöhten Risiko einer Medikamentenabhängigkeit im Alter gewarnt. Das gesteigerte Gefahrenpotenzial habe einerseits körperliche Gründe, weil die Abbauprozesse im Körper sich mit der Zeit verlangsamten und der nachlassenden oder abgeschwächten Wirkung von Arzneimitteln oft mit höheren Dosierungen begegnet werde. „Bei Medikamenten, die ein Abhängigkeitsrisiko bergen, ist das besonders problematisch“, sagte DGGPP-Vizepräsident Martin Haupt heute in Wiehl. Schlaf-, Beruhigungs- und Schmerzmittel, die in diese Kategorie fallen, würden aber von immer mehr Senioren eingenommen, was neben der Suchtgefahr etwa auch das Sturzrisiko steigere.
Zum anderen lägen im höheren Lebensalter auftretende Abhängigkeiten oftmals auch in psychosozialen Faktoren begründet. Weil sich die körperliche Gesundheit verändere, beeinträchtige sich auch das psychische Wohlbefinden. „Ältere Menschen müssen sich verstärkt an eine eingeschränkte Lebensgestaltung anpassen. Das kann so weit gehen, dass es ihnen nicht mehr möglich ist, ihre sozialen Kontakte zu pflegen oder im schlimmsten Fall die Wohnung zu verlassen“, so Haupt. Dadurch erhöhe sich das Risiko für Suchterkrankungen und Depressionen. Letztere gehörten neben Angsterkrankungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter und stellten wiederum Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchterkrankung dar.