In Sachsen-Anhalt könnten die umstrittenen Schließungspläne für das Universitätsklinikum Halle bald wieder vom Tisch sein. Wie ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums Bibliomed.de bestätigte, sprachen sich CDU und SPD in dieser Woche in Fraktionsbeschlüssen für die Erhaltung der universitätsmedizinischen Standorte Halle und Magdeburg aus. Allerdings werde noch der Bericht des Wissenschaftsrates abgewartet, der die Universitätsmedizin in Halle im April erneut evaluiert hat und seine Ergebnisse im Juli vorlegen will. Erst im Anschluss daran solle die notwendige Strukturdebatte geführt werden.
Das seit 2006 von einer großen Koalition regierte Sachsen-Anhalt will in den kommenden Jahren Millionen einsparen und dazu auch seinen Wissenschaftsetat kürzen. Im April hatte die „Mitteldeutsche Zeitung“ über unbestätigte Pläne des Finanzministeriums berichtet, das Uniklinikum Halle zu schließen. Die kurzfristige Auswechslung von CDU-Wissenschaftsministerin Brigitta Wolf hatte für weitere Spekulationen gesorgt. Ihr Nachfolger ist der ehemalige niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), von den Grünen im Landtag bereits als „Sparkommissar“ bezeichnet, obwohl erst seit Ende April offiziell im Amt.
Die koalitionsinterne und politische Debatte über die möglichen Schließungsabsichten wurden von heftigen Protesten seitens der Hochschule und der Studenten begleitet. Auch der Verband der Uniklinika in Deutschland (VUD) meldete sich zu Wort und mahnte weitreichende Folgen für die ärztliche Versorgung im Land an, sollte es zur Schließung kommen. Verbandspräsident Albrecht prangerte den Finanzierungsdruck der Hochschulmedizin in Deutschland an und forderte den Bund auf, Mitverantwortung zu übernehmen. Der Verband der Pflegedirektoren der Uniklinika (vpu) appellierte an Möllring, sich klar zum Standort Halle zu bekennen und gemeinsam mit den Uniklinika nach Konzepten für eine zukunftsfähige Universitätsmedizin im Land zu suchen. Auch die Pflegedirektoren fürchten weitreichende Auswirkungen für den Fall einer Schließung des Uniklinikums Halle, das ein „Leuchtturm der Akademisierung der Pflege- und Gesundheitsberufe“ insbesondere in Sachen Interprofessionelles Lernen und Interprofessionelle Zusammenarbeit sei. Darüber hinaus sei in Halle ein pflegewissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt geschaffen worden, an dem beispielsweise 80 Prozent der deutschen Studien in der onkologischen Pflege erarbeitet würden.