Die Unterstützer der Einrichtung von Pflegekammern dürften in diesen Tagen kräftigen Rückenwind verspüren. Nach den Befragungen der beruflich Pflegenden in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, wo sich deutliche Mehrheiten für die Verkammerung aussprachen, holen nun auch die Länder Schleswig-Holstein und Berlin noch in diesem Jahr ein Votum der Berufsgruppe ein. Die Nationale Konferenz zur Einrichtung von Pflegekammern in Deutschland begrüßte die Entscheidung. „Wir empfehlen allen Pflegenden in den beiden Bundesländern, ihre Chance bei der Mitwirkung zur Pflegekammererrichtung wahrzunehmen“, sagte die Vorsitzende der Konferenz Monika Skibicki.
Offen für die Gründung einer Pflegekammer zeigt sich zudem auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Taubert. Sie sieht die Aus- und Fortbildung von Pflegekräften als wichtigsten Aufgabenbereich einer solchen berufsständischen Vertretung. „Das größte Problem ist, wie man an der IHK-Diskussion immer wieder merkt, die Zwangsmitgliedschaft und die damit verbundene Beitragspflicht“, sagte Taubert im Interview mit dem Journal „GesundheitsWirtschaft“. Wenn eine Berufsgruppe groß genug sei, stünde einer Verkammerung aber nichts im Wege. „Ich bin ganz offen für das Thema.“
Im November vergangenen Jahres hatte auch Tauberts Amtskollegin aus Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig, sich grundsätzlich offen für die Einrichtung einer Kammer gezeigt. Diese müsse aber von den Pflegenden selbst gewünscht sein, die schließlich auch die Beiträge zu zahlen hätten. Momentan läuft eine Befragung zur Pflegekammer im Rahmen der zweijährlichen Sozialberichterstattung im Land.
Auch auf der Gesundheitsministerkonferenz vergangene Woche war die Verkammerung der Pflegeberufe Thema. Wie die „Ärztezeitung“ berichtete, zeichnete sich aber kein einheitliches Meinungsbild ab, auch weil viele Gesundheitsminister den mit der Zwangsmitgliedschaft verbundenen Mitgliedsbeitrag als Problem sähen.