Die Pflegebranche wächst schneller als der Rest des Gesundheitswesens, steht aber vor kritischen Herausforderungen. Während sich der Umsatz bis 2030 verdoppeln werde, fehle es gleichzeitig an Investitionen in Höhe von 50 Milliarden Euro, mindestens 166.000 Heimplätzen und mehr als 200.000 Pflege- und Hilfskräften, um die dann 3,3 Millionen Pflegebedürftigen zu versorgen. Das geht aus dem Pflegeheim Rating Report hervor, der in diesen Tagen veröffentlicht wird und vorab dem „Handelsblatt“ vorlag.
Großen Handlungsbedarf sehen die Autoren des Reports laut Bericht der Zeitung aber vor allem auch im ambulanten Pflegemarkt. Dieser werde, weil immer mehr Menschen im eigenen Zuhause verbleiben wollten, noch schneller wachsen als der stationäre Bereich. „Die dezentrale ambulante Pflege auf dem Land wird Schwierigkeiten bekommen, wenn die Distanzen größer werden und Pflegefachkräfte, die teurer werden, viel Zeit im Auto verbringen müssen“, sagte der Leiter des Bereichs Gesundheit beim RWI, Boris Augurzky der Zeitung. Seiner Ansicht nach müssen Menschen in diesen Regionen künftig auch Umzüge in Kauf nehmen, etwa in Zentren für betreutes Wohnen. Dass Pflegekräfte künftig teurer werden, sprich mehr verdienen, leiten er und seine Co-Autoren aus dem bereits deutlich spürbaren Fachkräftemangel ab. Weil der Wettbewerb um das Personal immer härter werde, sei mit dem Anstieg des Lohnniveaus zu rechnen. In der Folge würden sich wiederum die Pflegeleistungen verteuern, weil die Arbeitgeber ihre Mehrausgaben wohl umlegen würden.
Der Investitionsbedarf vieler Einrichtungen ergibt sich laut dem Bericht auch aus den baulichen Gegebenheiten. Vielerorts gebe es vor allem noch die heute nicht mehr nachgefragten Mehrbettzimmer, während der steigende Bedarf an Einzelzimmern nicht gedeckt werden könne. Entsprechende Umbauten könnten sich aber viele der Betreiber nicht leisten, oft schon aufgrund ihrer mangelnden Größe. Nach wie vor sei das Gros der Pflegeheime in Händen freigemeinnütziger Träger.