Am Mittwoch läuft in Schleswig-Holstein die Befragung beruflich Pflegender zur Verkammerung ihrer Profession an. Initiator ist die Landesregierung, die dadurch die rechtlichen Voraussetzungen für die Einrichtung einer Pflegekammer schaffen möchte. Die Koalition aus SPD, Grünen und SSW hatte bereits im Koalitionsvertrag Entsprechendes vereinbart, im November vergangenen Jahres hatte der Sozialausschuss des Landtags ebenfalls für eine Pflegekammer votiert.
Im Vorfeld der von TNS Infratest durchgeführten Befragung rief der Vorsitzende des Landespflegerats, Frank Vilsmeier, zum fairen Umgang mit der Berufsgruppe und der Forderung nach einer berufsständischen Vertretung auf. "Wir würden uns freuen, wenn auf der Ebene einer sachlichen, umfassenden Information und ebenso sachlichen Auseinandersetzung über den Sinn und Nutzen einer Pflegekammer die beruflich Pflegenden selbst entscheiden können, wie sie sich in der Zukunft beruflich vertreten lassen wollen.“
Während die Verbände und Vertreter der Berufsangehörigen überwiegend für eine Pflegekammer sind, zählen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände zu den Gegnern. Sie argumentieren vor allem mit Belastungen für die beruflich Pflegenden durch die Zwangsmitgliedschaft in einer Kammer und die damit verbundenen verpflichtenden Beitragszahlungen. Darüber hinaus ist das neue Organ aus ihrer Sicht weitestgehend überflüssig, weil die Aufgaben entweder unklar oder besser bei anderen Institutionen aufgehoben sind.
Die Befürworter der Pflegekammer sehen in ihr hingegen ein Instrument für mehr Anerkennung und einen höheren Stellenwert der Pflege. Das seien wichtige Voraussetzungen, um auch zukünftig eine gute Pflege in Schleswig-Holstein zu gewährleisten, etwa weil wieder mehr gut qualifizierte junge Menschen den Pflegeberuf wählen würden, teilte der Landespflegerat heute in Kiel mit.
Mit dem Für und Wider von Pflegekammern beschäftigen sich zurzeit mehrere Bundesländer. In Berlin sollen Berufsangehörige in Kürze befragt werden, in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg zeigten sich die Gesundheitsministerien offen für Befragungen. Abgeschlossen sind die Meinungserhebungen in Rheinland-Pfalz und Niedersachsen, wo sich Mehrheiten für die Verkammerung aussprachen. Für Bayern stehen die Ergebnisse noch aus, werden aber für diesen Monat erwartet.