Der Präsident des Deutschen Pflegerats (DPR) Andreas Westerfellhaus hat von der nächsten Bundesregierung dauerhafte und tragfähige Lösungen zur Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegenden gefordert. Statt weiter mit Begriffen wie Substitution und Delegation um sich zu werfen, die sich zu „echten Unworten“ entwickelt hätten, müsse es um die Frage gehen, wie gemeinsam eine gute Versorgung sichergestellt werden könne. Gerade vor dem Hintergrund von demografischem Wandel, Fachkräfte- und Nachwuchsmangel könne das „keine Berufsgruppe alleine, weder die Ärzte noch die Pflegenden“, sagte Westerfellhaus im Interview mit dem Pflegeportal Station24.
„Wir müssen den Patienten in den Mittelpunkt stellen und dann prüfen, wer welche Leistungen qualitativ und quantitativ in welcher Region wie anbieten kann. Wir brauchen eine völlig neue Denke“, so der DPR-Präsident. In der Praxis funktioniere das mittlerweile in vielen Bereichen sehr gut, weil die Aufrechterhaltung des normalen Versorgungsbetriebes es häufig erfordere, über die traditionellen Grenzen der Berufsbilder hinweg eng zusammenzuarbeiten, ohne immer erst zu prüfen, „wer etwas darf und offiziell kann.“ Allerdings würden solche Fortschritte noch immer an vielen Stellen von Vertretern der Ärzteschaft ausgebremst. Westerfellhaus zeigt sich dennoch optimistisch. „Es wird ihnen aber nicht gelingen, den Trend aufzuhalten. Die Entwicklung spricht für sich.“
So könne etwa das Problem sinkender Hausarztzahlen in manchen Regionen nicht allein durch die Schaffung zusätzlicher Studienplätze gelöst werden, sondern etwa dadurch, dass qualifizierte Pflegekräfte bestimmte Leistungen auch ohne Ärzte erbringen dürfen. Die Versorgung chronischer Wunden sei ein Beispiel für ein solches Szenario. „Hier können Pflegekräfte in der Vernetzung mit Hausarztpraxen sehr wohl eigenständige Aufgaben übernehmen“, sagt Westerfellhaus. Das gleiche gelte für viele Leistungen in den Krankenhäusern. Auf Dauer müssten aber berufsrechtliche, tarifrechtliche und budgettechnische Fragen vom Gesetzgeber geklärt werden, damit die in der Praxis entstandenen Lösungen tragfähig sein könnten.
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