Mit rund 1.500 Teilnehmern ist die 35. Fortbildung für Pflegende der B.Braun-Stiftung, das besucherstärkste Pflegesymposium im deutschsprachigen Raum, heute in Kassel erfolgreich gestartet. Prof. Michael Ungethüm, Vorstandsvorsitzender der B. Braun-Stiftung, wies in seiner Eröffnungsansprache auf die zahlreichen Spannungsfelder hin, die Pflegenden Anlass zur Resignation bieten könnten: unzureichende Budgets, fehlender Nachwuchs und die alternde Bevölkerung. Doch der Beruf habe Zukunft. „Das zeigt das dynamische Fortschreiten der Professionalisierung und die zunehmende Spezialisierung des Berufs“, sagte Ungethüm. Heute und in Zukunft böte die Pflege echte Karrierechancen, die es zu ergreifen gelte.
Prof. Christel Bienstein von der Universität Witten/Herdecke stellte im Auftaktvortrag eine neue Studie ihres Departments für Pflegewissenschaft vor. Darin wird die pflegerische Versorgung im Nachdienst untersucht und mit Daten aus dem Jahr 1988 verglichen. Die Ergebnisse: Pflegerische Nachtwachen übernähmen heute weitaus mehr ärztliche Tätigkeiten, wie das Legen von Zugängen und Blasenkathetern, als noch vor 25 Jahren. Allerdings würden heute weitaus weniger Ganzwaschungen und hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichtet, sodass sich Nachtwachen insgesamt weniger belastet fühlten.
Bienstein forderte, künftig klare und adäquate Personalbesetzung in Nachtdiensten zu etablieren. Es sollten immer mindestens zwei Pflegefachkräfte und eine Advanced Practice Nurse als Springer für maximal 20 Patienten zuständig sein. Zudem sollten die Pflegenden einen zusätzlichen Ausschlaf-Tag bekommen und nicht jünger als 25 Jahre sowie nicht älter als 25 Jahre sein. Bienstein zeigte sich optimistisch, dass diese Forderungen Realität würden: „Wenn wir alle tüchtig mitwirken, schaffen wir das.“
Höhepunkt der heutigen Veranstaltung wird am Nachmittag der Auftritt von Schwester Liliane Juchli sein, die im Oktober ihren 80. Geburtstag feiert und zu diesem Anlass heute in Kassel bewegende Stationen ihrer eindrucksvollen Karriere in der Pflege Revue passieren lassen wird.