Der Salzburger Professor für Pflegewissenschaft, Jürgen Osterbrink, hat die zunehmende Ökonomisierung des Gesundheitswesens kritisiert. Das Wohl des Patienten sei im Fallpauschalensystem in den Hintergrund gerückt, sagte er heute in Berlin vor rund 250 Teilnehmern des Kongresses „OP im Fokus“. Das Problem: Die Entscheider der Gesundheitswirtschaft und -politik seien zumeist Finanzierungs-, aber keine Gesundheitsexperten.
Während die Fallzahlen deutscher Krankenhäuser seit 1995 um rund 12 Prozent gestiegen seien, habe sich im gleichen Zeitraum die Zahl der Vollzeitpflegekräfte um 14 Prozent reduziert, vornehmlich um Kosten zu sparen. Das habe konkrete Folgen: „Wenn man 50.000 Pfleger innerhalb weniger Jahre abbaut, spürt das am Ende auch der Patient“, so Osterbrink. In Deutschland verursachten die verfrühte Verrentung und Arbeitsunfähigkeit jährlich Kosten von rund 28 Milliarden Euro. Rationalisierungsmaßnahmen senkten die Patientenzufriedenheit, ließen aber Medikamentenfehler, nosokomiale Infektionen und weitere Probleme häufiger auftreten.
Das sei zum Teil vermeidbar, sagte Osterbrink und verwies auf Studien aus den USA, wonach beispielsweise die postoperative Mortalität deutlich sinke, wenn die Zahl der Pflegekräfte mit Bachelorabschluss angehoben werde. Angesichts der sich verändernden Bevölkerungsstruktur sollten Prävention, Rehabilitation und Pflege im Mittelpunkt des Gesundheits- und Sozialsystems stehen. Potentielle Pflegekräfte könnten durch eine hochwertige Ausbildung und gute Arbeitsbedingungen überzeugt werden.