Das Vorhaben der Großen Koalition, die Wartezeiten für einen Facharzttermin zu reglementieren, stößt weiter auf Gegenwehr. Union und SPD wollen, dass Patienten, die länger als vier Wochen auf einen Termin beim Facharzt warten müssen, sich ambulant in einem Krankenhaus behandeln lassen können. Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hält das für „kontraproduktiv“. Zu lange Wartezeiten seien auf die Budgetierung der kassenärztlichen Gesamtvergütung, „die in Form von Regelleistungsvolumina und von Praxisbudgets inzwischen in jeder einzelnen Praxis angekommen ist“, zurückzuführen, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Daher forderte der BDI den Gesetzgeber heute auf, die Budgetierung zu „lockern“ statt zu „reglementieren“. Zudem könnten Fachärzte nicht mehr Leistungen erbringen, „als ihnen nach einem extrem eng kalkulierten EBM zugestanden und bezahlt werden.“ Neue Vorschriften seien in dem schon jetzt „überreglementierten Gesundheitswesen“ keine Lösung, sondern wirkten nur negativ.
So sieht das auch das Aktionsbündnis Fachärztlicher Organisationen (AFO). Der Zusammenschluss aus nordrhein-westfälischen Fachärzten befürchtet, dass der „Zwang zu kurzen Wartezeiten“ zulasten der Patienten geht und es zu einem „Durchschleusen“ in den Praxen kommt. Eine qualifizierte Untersuchung, Beratung und Behandlung brauche vor allem Zeit und keine „gesetzliche festgelegte Höchstwartezeit“, sagte Michael Stephan-Odenthal, Facharzt für Urologie und Geschäftsführer der Uro-GmbH Nordrhein. Darüber hinaus nehmen die AFO-Mitglieder an, „dass zusätzliche Behandlungen einer größeren Anzahl von ambulanten Patienten in den meisten Kliniken gar nicht bewerkstelligt werden könnten“ und werfen der Politik Populismus vor, „um von den eigentlichen Ursachen der Probleme im Gesundheitswesen abzulenken.“