Die deutsche Medizin genießt im Ausland weiterhin einen hervorragenden Ruf. Das zeigt eine Schätzung des Wissenschaftlers Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Demnach ließen sich im Jahr 2012 etwa 224.000 Patienten aus dem Ausland in Deutschland behandeln. "Gegenüber dem Vorjahr verzeichnen wir ein Plus von 8,6 Prozent. Tendenz steigend.", teilte der Forscher am Mittwochnachmittag mit. Der durchschnittliche Anteil ausländischer Patienten in deutschen Häusern liege zwar nur bei 0,5 Prozent, womit der Bereich ein Nischenmarkt bleibe. Ausländische Patienten spülten aber mittlerweile fast 1,1 Mrd. Euro in das deutsche Gesundheitssystem.
Etwa jede zehnte Klinik hierzulande widme sich explizit diesem Geschäftsbereich und dies mit zunehmendem Erfolg: Laut einer aktuellen Studie der Hochschule verzeichneten 88 Prozent dieser Einrichtungen steigende Patientenzahlen. „Viele der Kliniken konzentrieren derzeit ihre Marketinganstrengungen auf den GUS-Raum, insbesondere auf Russland und die Ukraine", sagt Jens Juszczak. "Es kommen bereits jetzt doppelt so viele Patienten aus der GUS und dem Baltikum wie aus dem Mittleren Osten. Innerhalb weniger Jahre haben sich die Patientenzahlen versiebenfacht und aufgrund der Einwohnerzahlen sowie der wirtschaftlichen Entwicklung wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzen."
Im Interview mit dem Fachmagazin „Gesundheitswirtschaft“ hatte Juszczak jüngst darauf hingewiesen, dass im Wettbewerb um zahlungskräftige Patienten aus dem arabischen Raum in Nordrhein-Westfalen niedergelassene Ärzte den Krankenhäusern Konkurrenz machen: „In einer niedergelassenen Praxis klappt ein Check-up meist innerhalb weniger Stunden, in der Uniklinik dauert er zum Teil zwei Tage.“