Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery hat den Pflegeverbänden in ihrem Bemühen um eine eigene Selbstverwaltung volle Unterstützung zugesichert. Gleichzeitig erteilte er den Gegnern auf der Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen in Berlin eine klare Absage: „Ob sie eine Pflegekammer wollen oder nicht – sie werden diese bekommen“, sagte er laut einer Mitteilung des Bundesverbands Lehrende Gesundheits- und Sozialberufe (BLGS). Zudem kritisierte Montgomery, es könne nicht sein, „dass ein Bundesland eine Pflegekammer etabliert und das Nachbarland nicht.“ Er wolle sich bei den leitenden Ministerialbeamten dafür stark machen, die Kammergründungen länderübergreifend voranzutreiben.
Der BLGS-Vorsitzende Carsten Drude erwartet indes einen „Dominoeffekt“, wenn sich voraussichtlich im Jahr 2016 in mindestens zwei Bundesländern, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein, die Interessenvertretungen der professionell Pflegenden fest etabliert haben. Auch die Gründung einer Kammer auf Bundesebene ist für Drude „nur eine Frage der Zeit“.
Die Mitglieder der Fachberufekonferenz sprachen sich auf ihrer Zusammenkunft in dieser Woche in der Hauptstadt auch für eine noch engere Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe aus. Sie appellierten an den Gesetzgeber, dies bei Berufsgesetzneuregelungen und Ausbildungs- Neuregelungen zu berücksichtigen. Die stetig wachsende Zahl von älteren, chronisch kranken, multimorbider und pflegebedürftiger Patienten „erfordere zukünftig viel mehr als bisher eine kontinuierliche und anlassübergreifende Begleitung über oft lange Behandlungszeiträume“, heißt es in einer Mitteilung der Bundesärztekammer (BÄK). Für den BÄK-Vizepräsidenten und Vorsitzenden der Fachberufekonferenz , Max Kaplan, haben vor allem das Patientenwohl und die Patientensicherheit oberste Priorität. Ihnen müssten sich „alle anderen Bestrebungen unterordnen.“
Die Konferenzteilnehmer drängten zudem darauf, die gravierenden Nachwuchsprobleme in den Gesundheitsberufen zu lösen und die immense Leistungsverdichtung in der stationären und ambulanten Versorgung abzubauen. Nur so könne „das qualitativ hochstehenden Niveau der Patientenversorgung aufrechterhalten werden.“