Der Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) Frank Weidner geht von einem spürbaren Nutzen für beruflich Pflegende durch eine eigene Selbstverwaltung aus. In Pflegekammern werde eine pflegefachliche Kompetenz in bislang hierzulande nicht bekannter Dimension gebündelt. „Es wird für Pflegekräfte in Deutschland zukünftig normal sein, dass man in grundsätzlichen und speziellen Fragen der Berufsausübung, die sich im Berufsalltag immer wieder stellen, erst einmal schaut, was die eigene Kammer dazu sagt“, sagte Weidner, der auch Gründungsdekan der pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar und Mitglied der Gründungskonferenz zur Errichtung der Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz ist, im Gespräch mit der Fachzeitschrift „Die Schwester Der Pfleger“.
Auch politisch werde künftig kein Weg an der Pflegekammer vorbeiführen. „In den großen Bundesländern darf man sich Pflegekammern ruhig mit deutlich mehr als fünfzig Beschäftigten vorstellen, die nahezu allesamt über pflegerische Qualifikationen, Erfahrungen und Expertise verfügen werden“, so Weidner. Alleine deshalb würden Pflegekammern sehr schnell wichtige Partner für die Landespolitik werden, um zum Beispiel Gesetzesvorhaben und Verordnungen auch fachlich zu fundieren und weiterzuentwickeln. „Dann wird man an ihnen auch nicht mehr in den Schaltstellen auf Bundesebene vorbeikommen, dort wo auch grundlegende sozialgesetzliche und finanziell relevante Entscheidungen fallen, wie etwa im mächtigen Gemeinsamen Bundesausschuss.“
Was Pflegekammern leisten können und warum eine breite Information zum Sinn und Zweck der Selbstverwaltung so wichtig ist, lesen Sie im Titelthema der neuen Ausgabe von „Die Schwester Der Pfleger“, die heute erscheint. Neben einem Kommentar von Prof. Weidner zur aktuellen Situation finden Sie auch eine Übersicht über den Stand der Dinge in den einzelnen Bundesländern und ein Interview mit Christoph Wollek, Geschäftsführer der Bezirksärztekammer Rheinhessen, der erläutert, wie der Alltag einer Landesärztekammer aussieht.