Diakonie-Präsident Johannes Stockmeier hat der Politik vorgeworfen, das Thema Pflegebedürftigkeit und die Absicherung der Bürger zu lange vernachlässigt zu haben. Zwar habe die Einführung der Pflegeversicherung, die sich kommenden Dienstag zum 20. Mal jährt, einen enormen Entwicklungsschub für die Altenpflege in Deutschland bedeutet. Ambulante und stationäre Angebote erreichten heute viel mehr pflegebedürftige Menschen als vor zwei Jahrzehnten. Die Leistungen aber seien heute 20 bis 25 Prozent weniger Wert als 1995, und die geplante Steigerung der Mittel um vier Prozent sei zu gering. „Die finanzielle Belastung, die die Versicherten selbst tragen müssen, ist für viele zu hoch“, sagte Stockmeier gestern in Berlin. Zudem sei vielen Menschen gar nicht bewusst, dass die Pflegeversicherung nur einen Teil der finanziellen Last trage.
„Pflege ist in einer Gesellschaft des langen Lebens aufwändiger, als die Gesellschaft es bislang wahrhaben will“, so Stockmeier. Durch die Einführung der Pflegeversicherung habe Deutschland aber eine Lernchance früher ergriffen als manche Nachbarländer. „Wir wissen sehr viel genauer als vor 20 Jahren, was pflegebedürftige Menschen brauchen und was ihre Lebensqualität verbessert.“