Die Medizinischen Dienste der Krankenversicherung (MDK) haben im vergangenen Jahr insgesamt 14.600 Gutachten zu vermuteten Behandlungsfehlern erstellt. Das waren gut 2.000 mehr als im Vorjahr, teilten sie heute auf Pressekonferenz in Berlin mit. Stefan Gronemeyer, Leitender Arzt und stellvertretender Geschäftsführer des Medizinischen Dienstes des GKV-Spitzenverbandes (MDS), sagte zu den Daten: „Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Zahl begutachteter Behandlungsfehlervorwürfe zugenommen – und zwar um 17 Prozent. Dies führen wir auf die Aufklärungsarbeit der vergangenen Jahre und die gestiegene öffentliche Aufmerksamkeit, aber auch auf das 2013 in Kraft getretene Patientenrechtegesetz zurück.“
Die meisten Fehlervorwürfe gingen mit 4.231 für die Bereiche Orthopädie und Unfallchirurgie sowie mit 2.591 für die Chirurgie ein. Durch MDK-Prüfungen bestätigt wurden 25,2 sowie 21,4 Prozent. Zwar gingen in der Pflege nur 638 Vorwürfe ein, womit dieser Bereich auf Rang sechs im Vergleich aller Fachbereiche rangiert. Mit 50,9 Prozent lag die Bestätigungsquote hier aber so hoch wie in keinem anderen Gebiet.
Viele Behandlungsfehler wären vermeidbar, so Gronemeyer: „Wir müssen endlich dahin kommen, dass auch in Deutschland die längst bekannten Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit flächendeckend und konsequent umgesetzt werden.“ Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery erklärte dagegen in einer Reaktion auf die MDK-Daten: „Angesichts von fast 700 Millionen Behandlungsfällen im ambulanten Bereich und mehr als 18 Millionen Fällen in den Kliniken jährlich bewegt sich die Zahl der festgestellten ärztlichen Behandlungsfehler im Promillebereich.“ Dies zeigten auch die jährlichen Statistiken der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern. „Beide Erhebungen beruhen auf belastbaren Daten und unterscheiden sich damit erheblich von Veröffentlichungen der AOK, die vor einigen Monaten versucht hatte, mit Uraltschätzungen zu Behandlungsfehlern Stimmung gegen Ärztinnen und Ärzte zu machen.“ Die AOK hatte von jährlich 19.000 Toten durch vermeidbare Behandlungsfehler allein in den deutschen Krankenhäusern gesprochen, AOK-Vorstand Uwe Deh bemühte sich aber später, die Wogen zu glätten.
Die Bundesärztekammer kündigte am Dienstag an, ihre Behandlungsfehlerstatistik Ende Juni zu veröffentlichen. „Nach ersten Trendanalysen wurde 2013 bei knapp 8.000 Sachentscheidungen der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen in knapp einem Drittel der Fälle ein Behandlungsfehler festgestellt“, hieß es in einer Mitteilung. Dieser Trend liege damit im Niveau der vergangenen Jahre, eine signifikante Verschlechterung sei nicht festzustellen.