Der Bundesverband Rehabilitation (BDH) hat ein höheres Tempo bei der Pflegereform und die Abschaffung des sogenannten Reha-Deckels gefordert. Die Koppelung des Reha-Budgets an die Steigerung der Brutto-Löhne sei angesichts des drohenden Fachkräftemangels ein politischer Anachronismus, sagte BDH-Chefin Ilse Müller heute in Bonn. Sie forderte stattdessen zusätzliche Gelder, um einen besseren Personalschlüssel in der stationären Pflege, Weiterbildungsangebote und ein breiteres Angebot medizinischer Reha-Leistungen zu finanzieren. „Jeder investierte Reha-Euro rechnet sich. Und dies sowohl für die Betroffenen als auch fiskalisch", so Müller.
Die Vorsitzende lobte die Bemühungen der Bundesregierung um eine Pflegereform, nachdem in diesem Bereich viel zu lange „eine gefährliche Reformverweigerung" geherrscht habe. Sie warnte aber zugleich vor weiteren Verzögerungstaktiken der Politik. Den von Union und SPD geplanten Vorsorgefonds lehnte sie ab und forderte die Koalition stattdessen auf, die umlagefinanzierte Pflegeversicherung demografiefest zu machen.
Ziel einer Reform müsse es sein, über den Pflegebedürftigkeitsbegriff zu einer neuen Pflegekultur zu finden. Dazu sei es notwendig, einerseits ein Problembewusstsein auch bei denen zu schaffen, die bislang weder direkt noch indirekt betroffen seien, andererseits einen grundsätzlichen Wandel der Anerkennung häuslicher Pflegeleistungen einzuleiten. „Das umlagefinanzierte Modell der staatlichen Pflegeversicherung hat sich auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten bewährt. Dies verdanken wir zu einem großen Teil denen, die ihre Angehörigen in Eigenregie pflegen, auf Einkommen und Karrierechancen verzichten und so den demografischen Wandel überhaupt noch politisch kontrollierbar machen", sagte Müller.