Der private Pflegeheimbetreiber Marseille zieht sich von der Börse zurück. Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen gestern die Notierung der Unternehmensaktie im Freiverkehr zum 11. August zu beenden. Grund seien die „wenig verlässlichen, perspektivlosen und intransparenten politischen Rahmenbedingungen für einen privaten Anbieter" stationärer und ambulanter Pflegeleistungen, hieß es in einer Mitteilung. Vorstand Dieter Wopen teilte den Anteilseignern in einem Schreiben mit, es mache für das Unternehmen „bei dem anhaltenden Geschäftsumfeld und der politischen Gemengelage auf absehbare Zeit keinen Sinn mehr die Aktie an der Börse öffentlich zu handeln".
Wopen sieht Marseille durch den Ausbau und die Flexibilisierung von Leistungsangeboten zwar auf einem guten Weg, kritisierte aber die nicht ausreichenden Refinanzierungsmöglichkeiten für Leistungserbringer. So solle die Vergütung von Pflegeleistungen pauschal zwischen 2,67 und 4 Prozent angehoben, aber erst in 3 Jahren geprüft werden, ob eine weitere Erhöhung notwendig sei. Damit liege die Erhöhung bis 2017 jährlich unterhalb der Inflationsrate, was faktisch eine Absenkung der Vergütungen bedeute, „bei gleichzeitig ansteigenden Kosten, insbesondere im Personalbereich". Eine jährliche Dynamisierung der Pflegeleistungen sei gegen die Politik nicht durchzusetzen.
Marseille-Aktien können laut Unternehmen noch bis zum 11. August frei gehandelt werden. Für die Folgezeit soll eine Plattform zur Verfügung gestellt werden, über die Käufer und Verkäufer von Unternehmenspapieren miteinander in Verhandlungen treten können. Ein genaues Konzept hierzu will der Vorstand in den kommenden Wochen ausarbeiten und seinen Aktionären vorstellen.