Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat die Politik aufgefordert, für Chancengleichheit Im Erwerbsleben zwischen Männern und Frauen zu sorgen. Anlass waren die gestern vom Statistischen Bundesamt in Berlin vorgestellten Trends zur Gleichberechtigung, nach denen etwa der Verdienstunterschied im europäischen Vergleich mit 22 Prozent 2013 nach wie vor hoch war. Auch schränken Mütter den Umfang ihrer Erwerbstätigkeit laut dem Bericht häufiger ein als Väter. So arbeiteten 69 Prozent der Frauen mit einem minderjährigen Kind in Teilzeit.
Teilzeit dürfe aber vor allem in dem Frauenberuf Pflege nicht länger eine Karrierefalle bleiben, mahnte der DBfK gestern in Berlin. „Trotz des allseits beklagten Pflegefachpersonalmangels wird eine hohe Teilzeitquote hingenommen oder von den Arbeitgebern aus ökonomischen Gründen sogar gewollt. Die Vereinbarkeit von familiären mit beruflichen Pflichten ist im Pflegeberuf unter den derzeitigen Rahmenbedingungen schwer zu bewältigen", sagte DBfK-Referentin Johanna Knüppel. Darüber hinaus seien Männer in Pflegeberufen überproportional in höher dotierten Führungspositionen tätig. Die Vergütungslücke von Frauen in der Pflege wirke sich nicht nur im aktiven Erwerbsleben aus, sondern insbesondere nach Renteneintritt. Hier drohe sogar Altersarmut, unterstrich Knüppel.
Wer die vorwiegend von Frauen getragene Pflegebranche zukunftsfest machen wolle, müsse investieren, zum Beispiel in Personalentwicklung und Karriereförderung, attraktive Arbeitsplätze, die nicht krank machten, sowie in Talentförderung und Mitarbeiterbindung. „Im deutschen Gesundheitswesen wird nicht nur wertvolles Frauen-Potenzial vergeudet. Deutschland gehört im internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Männern und Frauen zu den Schlusslichtern", sagte Knüppel.