Der Deutsche Pflegerat (DPR) hat die Einschätzungen zur Situation in der Pflege des Arbeitgeberverbands Pflege zurückgewiesen. Dieser hatte am Dienstag unter anderem mitgeteilt, dass er die oft genannte Zahl von 150.000 fehlenden ausgebildeten Pflegekräften für übertrieben halte. Der Deutsche Pflegerat machte gestern in Berlin indes deutlich, dass die Anstellungen in der ambulanten und stationären Pflege und Altenpflege oft unter „prekären Rahmenbedingungen" erfolgten. So würden Arbeitsverhältnisse zu gering entlohnt und diese durch Befristungen und Teilzeitverträge erschwert. Eine verlässliche Lebens- und Karriereplanung sei damit nicht möglich und Flucht aus dem Beruf sei vielfach die Folge.
„Offensichtlich sieht der Verband in einem verbindlichen Tarifvertrag und einer Entlohnung von Pflegefachpersonen nach einem Mindestlohn eine Gefährdung der pflegerischen Versorgung in Deutschland", sagte DPR-Präsident Andreas Westerfellhaus. Es sei aber genau umgekehrt, denn nur mit einem Tarifvertrag und einer damit verbundenen besseren Vergütung von beruflich Pflegenden könne die Versorgung in der Republik langfristig gewährleistet werden. Dazu forderte der DPR unter anderem bundesweit einheitliche Regelungen.
Auch die Gewerkschaft Verdi sieht die Politik in der Pflicht und machte sich am Dienstag beispielsweise für gesetzliche Vorgaben für eine ausreichende Personalausstattung stark. „Die Arbeitgeber müssen endlich mit deutlich mehr Personal und besserer Entlohnung die Attraktivität der Altenpflege nachhaltig verbessern. Gesundbeten hilft nicht weiter", sagte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler. Sie warf den privaten Arbeitgebern zudem vor, die Ausbildung vorsätzlich vernachlässigt zu haben, um Kosten zu sparen. „Im Vergleich zu anderen qualifizierten Tätigkeiten wird die Altenpflege zudem häufig zu schlecht bezahlt, weil sich gerade die privaten Arbeitgeber weigern, Tarifverträge abzuschließen", so Bühler.