Mehr als zwei Drittel der Bundesbürger befürchten, dass es künftig eine Zwei-Klassen-Medizin zwischen privat und gesetzlich Versicherten gibt. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) Nürnberg und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mosbach (DHBW). Allerdings stelle diese Einschätzung keinen Hinweis auf eine tatsächliche Existenz eines solchen Zwei-Klassen-Modells dar, sagte Tobias Lutz von der DHBW. Es sei aber bedenklich, „dass der Wandel im Gesundheitssystem die Menschen in allen Lebenssituationen und Versorgungsbereichen verunsichert." Der Befragung zufolge sorgt sich etwa ein Drittel der Deutschen um die medizinische Versorgung auf dem Land. Im Nordosten wie etwa in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg sind es sogar mehr als 50 Prozent. Auch die Pflegeversorgung stellt mit rund 30 Prozent einen der größten Verunsicherungsfaktoren dar.
Laut der Erhebung bereitet den Deutschen auch die betriebswirtschaftliche Orientierung im Gesundheitswesen Sorgen. So glaubt etwa jeder Vierte, dass sein Arzt oder Krankenhaus unnötige Behandlungen durchführte , wenn sie diese gut abrechnen konnten. Etwa 25 Prozent sind zudem der Meinung, dass der Fortschritt in der Medizintechnik künftig die finanziellen Mittel des Gesundheitssystems übersteigen werde. „Wir haben unzählige medizinische Therapiemöglichkeiten, müssen sie jedoch im wirtschaftlich möglichen und medizinischen notwendigen Rahmen einsetzen", sagte Frank Elste, Professor an der Fakultät Wirtschaft-BWL der DHBW. Gewinnorientierung sei keine falsche Entwicklung, Ökonomisierung dürfe aber nicht zu Fehlentwicklungen führen „wie beispielsweise zu ethisch fragwürdigen Entscheidungen angesichts von Fallpauschalen oder zu schlechter Betreuung aus Personalmangel".