Der Pflegebeauftrage der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann, hat die Beurteilung der Pflegeheimqualität anhand von Schulnoten scharf kritisiert. Mit der derzeitigen Bewertungsmethode würden bewusst Defizite vertuscht, damit keine Einrichtung im Vergleich schlechter dastehe als andere, sagte er in der „Welt am Sonntag". Einen weiteren Mangel beim sogenannten Pflege-TÜV sieht der CDU-Politiker darin, dass etwa Fehler bei der Medikamentenverteilung durch eine in Großbuchstaben gedruckte Speisekarte ausgeglichen werden könnten.
Zur Übertragung der ausführlichen Prüfberichte in ein verständliches Notenschema hätten sich die Spitzenverbände der Pflegekassen und die Einrichtungsbetreiber auf ein System verständigt, „das keinerlei Aussagekraft hat." Die Noten seien „das Ergebnis einer unseligen Geheimdiplomatie der Selbstverwaltung", sagte Laumann der Sonntagszeitung. So liege der Bewertungsdurchschnitt der circa 12.500 stationären Pflegeeinrichtungen bei 1,3. „Wer sich darauf verlässt, wird irregeführt."
Deshalb setzt sich Laumann der Zeitung zufolge auch für ein unabhängiges Expertengremium ein, das künftig verbindlich festlege, wie die Resultate der Prüfberichte unverfälscht und simpel veröffentlicht werden könnten. Zudem forderte der Pflegebeauftrage eine neue Fehlerkultur, „in der nicht mehr Angst vor Aufdeckung herrscht, sondern die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen."
Die Opposition forderte Laumann auf, seinen Worten auch Taten folgen zu lassen: "Schwarz-Rot hat soeben das 1. Pflegestärkungsgesetz verabschiedet. Herr Laumann hätte darin ohne Probleme eine Alternative zum Pflege-TÜV aufnehmen können", sagte Elisabeth Scharfenberg, Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion für Pflege- und Altenpolitik, gestern in Berlin. Nichts dergleichen sei geschehen. Jetzt damit zu kommen, sei wohlfeil.
Seit Dezember 2009 vergeben die Medizinischen Dienste der Krankenkassen in Transparenzberichten Bewertungen für Einzelkriterien wie Hygiene und medizinische Versorgung sowie eine Gesamtnote von "sehr gut" bis "mangelhaft". Der Pflege-TÜV soll unter anderem Angehörigen und Pflegebedürftigen als Orientierung bei der Entscheidung für oder gegen ein Heim dienen.